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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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blühenden Welkheit, seinem Ueberfluß an Geistes¬
mangel, seiner Einbildung ohne Einbildungskraft,
ganz wie er er ist, forcirt ohne Force, pikirt
ohne pikant zu seyn, eine trockne Wasserseele,
ein trister Freudenjunge. Dieser Troubadour des
Jammers, geschwächt an Leib und Seele, ver¬
suchte es, den gewaltigsten, phantasiereichsten und
witzigsten Dichter der jugendlichen Griechenwelt
nachzuahmen! Nichts ist wahrlich widerwärtiger
als diese krampfhafte Ohnmacht, die sich wie
Kühnheit aufblasen möchte, diese mühsam zu¬
sammengetragenen Invektiven, denen der Schim¬
mel des verjährten Grolls anklebt, und dieser
silbenstecherisch ängstlich nachgeahmte Geistestau¬
mel. Wie sich von selbst versteht, zeigt sich in des
Grafen Werk keine Spur von einer tiefen Welt¬
vernichtungsidee, die jedem aristophanischen Lust¬
spiele zum Grunde liegt, und die darin, wie ein
phantastisch ironischer Zauberbaum, emporschießt
mit blühendem Gedankenschmuck, singenden Nachti¬

bluͤhenden Welkheit, ſeinem Ueberfluß an Geiſtes¬
mangel, ſeiner Einbildung ohne Einbildungskraft,
ganz wie er er iſt, forcirt ohne Force, pikirt
ohne pikant zu ſeyn, eine trockne Waſſerſeele,
ein triſter Freudenjunge. Dieſer Troubadour des
Jammers, geſchwaͤcht an Leib und Seele, ver¬
ſuchte es, den gewaltigſten, phantaſiereichſten und
witzigſten Dichter der jugendlichen Griechenwelt
nachzuahmen! Nichts iſt wahrlich widerwaͤrtiger
als dieſe krampfhafte Ohnmacht, die ſich wie
Kuͤhnheit aufblaſen moͤchte, dieſe muͤhſam zu¬
ſammengetragenen Invektiven, denen der Schim¬
mel des verjaͤhrten Grolls anklebt, und dieſer
ſilbenſtecheriſch aͤngſtlich nachgeahmte Geiſtestau¬
mel. Wie ſich von ſelbſt verſteht, zeigt ſich in des
Grafen Werk keine Spur von einer tiefen Welt¬
vernichtungsidee, die jedem ariſtophaniſchen Luſt¬
ſpiele zum Grunde liegt, und die darin, wie ein
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[399/0407] bluͤhenden Welkheit, ſeinem Ueberfluß an Geiſtes¬ mangel, ſeiner Einbildung ohne Einbildungskraft, ganz wie er er iſt, forcirt ohne Force, pikirt ohne pikant zu ſeyn, eine trockne Waſſerſeele, ein triſter Freudenjunge. Dieſer Troubadour des Jammers, geſchwaͤcht an Leib und Seele, ver¬ ſuchte es, den gewaltigſten, phantaſiereichſten und witzigſten Dichter der jugendlichen Griechenwelt nachzuahmen! Nichts iſt wahrlich widerwaͤrtiger als dieſe krampfhafte Ohnmacht, die ſich wie Kuͤhnheit aufblaſen moͤchte, dieſe muͤhſam zu¬ ſammengetragenen Invektiven, denen der Schim¬ mel des verjaͤhrten Grolls anklebt, und dieſer ſilbenſtecheriſch aͤngſtlich nachgeahmte Geiſtestau¬ mel. Wie ſich von ſelbſt verſteht, zeigt ſich in des Grafen Werk keine Spur von einer tiefen Welt¬ vernichtungsidee, die jedem ariſtophaniſchen Luſt¬ ſpiele zum Grunde liegt, und die darin, wie ein phantaſtiſch ironiſcher Zauberbaum, emporſchießt mit bluͤhendem Gedankenſchmuck, ſingenden Nachti¬

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/407>, abgerufen am 25.11.2024.