Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Glaubensgenossen eines Luthers, Lessings und Voß
erkennen. Freylich, ich würde nicht mit dem
Ernste dieser Heroen die alte Axt schwingen --
denn der Anblick der Gegner bringt mich leicht
zum Lachen, und ich bin ein Bischen Eulenspie¬
geliger Natur und liebe eine Beymischung von
Spaß -- aber ich würde jenen Mistochsen nicht
minder stark vor den Kopf schlagen, wenn ich
auch vorher mit lachenden Blumen meine Axt
umkränzte.

Doch ich will mein Thema nicht zu weit ver¬
lassen. Ich glaube, es war um jene Zeit, daß
der König von Bayern, in schon erwähnter Ab¬
sicht, dem Grafen Platen ein Jahrgehalt von
sechshundert Gulden gab, und zwar nicht aus
der Staatskasse, sondern aus der königlichen Pri¬
vatkasse, wie es sich der Graf als besondere Gnade
gewünscht hatte. Letzteren Umstand, der die Caste
charakterisirt, so geringfügig er auch erscheint,
erwähne ich nur als Notiz für den Naturforscher,

Glaubensgenoſſen eines Luthers, Leſſings und Voß
erkennen. Freylich, ich wuͤrde nicht mit dem
Ernſte dieſer Heroen die alte Axt ſchwingen —
denn der Anblick der Gegner bringt mich leicht
zum Lachen, und ich bin ein Bischen Eulenſpie¬
geliger Natur und liebe eine Beymiſchung von
Spaß — aber ich wuͤrde jenen Miſtochſen nicht
minder ſtark vor den Kopf ſchlagen, wenn ich
auch vorher mit lachenden Blumen meine Axt
umkraͤnzte.

Doch ich will mein Thema nicht zu weit ver¬
laſſen. Ich glaube, es war um jene Zeit, daß
der Koͤnig von Bayern, in ſchon erwaͤhnter Ab¬
ſicht, dem Grafen Platen ein Jahrgehalt von
ſechshundert Gulden gab, und zwar nicht aus
der Staatskaſſe, ſondern aus der koͤniglichen Pri¬
vatkaſſe, wie es ſich der Graf als beſondere Gnade
gewuͤnſcht hatte. Letzteren Umſtand, der die Caſte
charakteriſirt, ſo geringfuͤgig er auch erſcheint,
erwaͤhne ich nur als Notiz fuͤr den Naturforſcher,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0404" n="396"/>
Glaubensgeno&#x017F;&#x017F;en eines Luthers, Le&#x017F;&#x017F;ings und Voß<lb/>
erkennen. Freylich, ich wu&#x0364;rde nicht mit dem<lb/>
Ern&#x017F;te die&#x017F;er Heroen die alte Axt &#x017F;chwingen &#x2014;<lb/>
denn der Anblick der Gegner bringt mich leicht<lb/>
zum Lachen, und ich bin ein Bischen Eulen&#x017F;pie¬<lb/>
geliger Natur und liebe eine Beymi&#x017F;chung von<lb/>
Spaß &#x2014; aber ich wu&#x0364;rde jenen Mi&#x017F;toch&#x017F;en nicht<lb/>
minder &#x017F;tark vor den Kopf &#x017F;chlagen, wenn ich<lb/>
auch vorher mit lachenden Blumen meine Axt<lb/>
umkra&#x0364;nzte.</p><lb/>
          <p>Doch ich will mein Thema nicht zu weit ver¬<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Ich glaube, es war um jene Zeit, daß<lb/>
der Ko&#x0364;nig von Bayern, in &#x017F;chon erwa&#x0364;hnter Ab¬<lb/>
&#x017F;icht, dem Grafen Platen ein Jahrgehalt von<lb/>
&#x017F;echshundert Gulden gab, und zwar nicht aus<lb/>
der Staatska&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;ondern aus der ko&#x0364;niglichen Pri¬<lb/>
vatka&#x017F;&#x017F;e, wie es &#x017F;ich der Graf als be&#x017F;ondere Gnade<lb/>
gewu&#x0364;n&#x017F;cht hatte. Letzteren Um&#x017F;tand, der die Ca&#x017F;te<lb/>
charakteri&#x017F;irt, &#x017F;o geringfu&#x0364;gig er auch er&#x017F;cheint,<lb/>
erwa&#x0364;hne ich nur als Notiz fu&#x0364;r den Naturfor&#x017F;cher,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[396/0404] Glaubensgenoſſen eines Luthers, Leſſings und Voß erkennen. Freylich, ich wuͤrde nicht mit dem Ernſte dieſer Heroen die alte Axt ſchwingen — denn der Anblick der Gegner bringt mich leicht zum Lachen, und ich bin ein Bischen Eulenſpie¬ geliger Natur und liebe eine Beymiſchung von Spaß — aber ich wuͤrde jenen Miſtochſen nicht minder ſtark vor den Kopf ſchlagen, wenn ich auch vorher mit lachenden Blumen meine Axt umkraͤnzte. Doch ich will mein Thema nicht zu weit ver¬ laſſen. Ich glaube, es war um jene Zeit, daß der Koͤnig von Bayern, in ſchon erwaͤhnter Ab¬ ſicht, dem Grafen Platen ein Jahrgehalt von ſechshundert Gulden gab, und zwar nicht aus der Staatskaſſe, ſondern aus der koͤniglichen Pri¬ vatkaſſe, wie es ſich der Graf als beſondere Gnade gewuͤnſcht hatte. Letzteren Umſtand, der die Caſte charakteriſirt, ſo geringfuͤgig er auch erſcheint, erwaͤhne ich nur als Notiz fuͤr den Naturforſcher,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/404
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/404>, abgerufen am 25.11.2024.