unbedingt der Censorischen Wuth Preis geben, womit unsere Catonen davon sprechen oder gar schweigen. Chacun a son goaut, dem einen ge¬ fällt der Ochs, dem andren Wasischtas Kuh. Ich tadele sogar den furchtbaren rhadamantischen Ernst womit über jenen Inhalt der Platenschen Ge¬ dichte in den Berliner Jahrbüchern für wissen¬ schaftliche Kritik gerichtet worden. Aber so sind die Menschen, es wird ihnen sehr leicht, in Eifer zu gerathen, wenn sie über Sünden sprechen, die ihnen kein Vergnügen machen würden. Im Morgen¬ blatte las ich kürzlich einen Aufsatz, überschrieben "Aus dem Journal eines Lesers" worin der Graf Platen gegen solche strenge Tadler seiner Freundschaftsliebe, mit jener Bescheidenheit sich ausspricht, die er nie zu verläugnen weiß, und woran man ihn auch hier erkennt. Wenn er sagt, daß "das Hegelsche Wochenblatt" ihn eines geheimen Lasters mit "lächerlichem Pathos" beschuldige, so will er, wie leicht zu errathen ist,
unbedingt der Cenſoriſchen Wuth Preis geben, womit unſere Catonen davon ſprechen oder gar ſchweigen. Chacun a son goût, dem einen ge¬ faͤllt der Ochs, dem andren Waſiſchtas Kuh. Ich tadele ſogar den furchtbaren rhadamantiſchen Ernſt womit uͤber jenen Inhalt der Platenſchen Ge¬ dichte in den Berliner Jahrbuͤchern fuͤr wiſſen¬ ſchaftliche Kritik gerichtet worden. Aber ſo ſind die Menſchen, es wird ihnen ſehr leicht, in Eifer zu gerathen, wenn ſie uͤber Suͤnden ſprechen, die ihnen kein Vergnuͤgen machen wuͤrden. Im Morgen¬ blatte las ich kuͤrzlich einen Aufſatz, uͤberſchrieben “Aus dem Journal eines Leſers„ worin der Graf Platen gegen ſolche ſtrenge Tadler ſeiner Freundſchaftsliebe, mit jener Beſcheidenheit ſich ausſpricht, die er nie zu verlaͤugnen weiß, und woran man ihn auch hier erkennt. Wenn er ſagt, daß “das Hegelſche Wochenblatt„ ihn eines geheimen Laſters mit “laͤcherlichem Pathos„ beſchuldige, ſo will er, wie leicht zu errathen iſt,
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unbedingt der Cenſoriſchen Wuth Preis geben,
womit unſere Catonen davon ſprechen oder gar
ſchweigen. Chacun a son goût, dem einen ge¬
faͤllt der Ochs, dem andren Waſiſchtas Kuh. Ich
tadele ſogar den furchtbaren rhadamantiſchen Ernſt
womit uͤber jenen Inhalt der Platenſchen Ge¬
dichte in den Berliner Jahrbuͤchern fuͤr wiſſen¬
ſchaftliche Kritik gerichtet worden. Aber ſo ſind
die Menſchen, es wird ihnen ſehr leicht, in Eifer zu
gerathen, wenn ſie uͤber Suͤnden ſprechen, die ihnen
kein Vergnuͤgen machen wuͤrden. Im Morgen¬
blatte las ich kuͤrzlich einen Aufſatz, uͤberſchrieben
“Aus dem Journal eines Leſers„ worin der
Graf Platen gegen ſolche ſtrenge Tadler ſeiner
Freundſchaftsliebe, mit jener Beſcheidenheit ſich
ausſpricht, die er nie zu verlaͤugnen weiß, und
woran man ihn auch hier erkennt. Wenn
er ſagt, daß “das Hegelſche Wochenblatt„ ihn
eines geheimen Laſters mit “laͤcherlichem Pathos„
beſchuldige, ſo will er, wie leicht zu errathen iſt,
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/384>, abgerufen am 25.11.2024.
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