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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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besingt. Er ist kein Dichter, sagen die Frauen,
die vielleicht -- ich muß es zu seinem Besten
andeuten -- hier nicht ganz unpartheyisch sind,
und vielleicht wegen der Hingebung, die sie
bey ihm entdecken, etwas Eifersucht empfin¬
den, oder gar durch die Tendenz seiner Gedichte
ihre bisherige vortheilhafte Stellung in der Ge¬
sellschaft gefährdet glauben. Strenge Kritiker,
die mit scharfen Brillen versehen sind, stimmen
ein in dieses Urtheil, oder äußern sich noch lako¬
nisch bedenklicher. Was finden Sie in den Ge¬
dichten des Grafen von Platen Hallermünde? frug
ich jüngst einen solchen Mann. Sitzfleisch! war
die Antwort. Sie meynen in Hinsicht der müh¬
samen, ausgearbeiteten Form? entgegnete ich.
Nein, erwiederte jener, Sitzfleisch auch in Betreff
des Inhalts.

Was nun den Inhalt der Platenschen Ge¬
dichte betrifft, so möchte ich den armen Grafen
dafür zwar nicht loben, aber ihn auch nicht

beſingt. Er iſt kein Dichter, ſagen die Frauen,
die vielleicht — ich muß es zu ſeinem Beſten
andeuten — hier nicht ganz unpartheyiſch ſind,
und vielleicht wegen der Hingebung, die ſie
bey ihm entdecken, etwas Eiferſucht empfin¬
den, oder gar durch die Tendenz ſeiner Gedichte
ihre bisherige vortheilhafte Stellung in der Ge¬
ſellſchaft gefaͤhrdet glauben. Strenge Kritiker,
die mit ſcharfen Brillen verſehen ſind, ſtimmen
ein in dieſes Urtheil, oder aͤußern ſich noch lako¬
niſch bedenklicher. Was finden Sie in den Ge¬
dichten des Grafen von Platen Hallermuͤnde? frug
ich juͤngſt einen ſolchen Mann. Sitzfleiſch! war
die Antwort. Sie meynen in Hinſicht der muͤh¬
ſamen, ausgearbeiteten Form? entgegnete ich.
Nein, erwiederte jener, Sitzfleiſch auch in Betreff
des Inhalts.

Was nun den Inhalt der Platenſchen Ge¬
dichte betrifft, ſo moͤchte ich den armen Grafen
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[375/0383] beſingt. Er iſt kein Dichter, ſagen die Frauen, die vielleicht — ich muß es zu ſeinem Beſten andeuten — hier nicht ganz unpartheyiſch ſind, und vielleicht wegen der Hingebung, die ſie bey ihm entdecken, etwas Eiferſucht empfin¬ den, oder gar durch die Tendenz ſeiner Gedichte ihre bisherige vortheilhafte Stellung in der Ge¬ ſellſchaft gefaͤhrdet glauben. Strenge Kritiker, die mit ſcharfen Brillen verſehen ſind, ſtimmen ein in dieſes Urtheil, oder aͤußern ſich noch lako¬ niſch bedenklicher. Was finden Sie in den Ge¬ dichten des Grafen von Platen Hallermuͤnde? frug ich juͤngſt einen ſolchen Mann. Sitzfleiſch! war die Antwort. Sie meynen in Hinſicht der muͤh¬ ſamen, ausgearbeiteten Form? entgegnete ich. Nein, erwiederte jener, Sitzfleiſch auch in Betreff des Inhalts. Was nun den Inhalt der Platenſchen Ge¬ dichte betrifft, ſo moͤchte ich den armen Grafen dafuͤr zwar nicht loben, aber ihn auch nicht

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/383>, abgerufen am 25.11.2024.