20,000 Jahren, wenn der Mond dieser Erde näher kommt, seine ungeheuern Revenuen bezie¬ hen kann.
Schon früher hatte Don Platen de Collibra¬ dos Hallermünde, bey Brockhaus in Leipzig, eine Gedichtesammlung mit einer Vorrede, betitelt: "lyrische Blätter Nummer 1." herausgegeben, die freylich nicht bekannt wurde, obgleich, wie er uns versichert, die sieben Weisen dem Verfasser ihr Lob gespendet. Später gab er, nach Tieck¬ schem Muster, einige dramatisirte Mährchen und Erzählungen heraus, die ebenfalls das Glück hatten, daß sie der unweisen großen Menge un¬ bekannt blieben, und nur von den sieben Weisen gelesen wurden. Indessen um, außer den sieben Weisen, noch einige Leser zu gewinnen, legte sich der Graf auf Polemik und schrieb eine Satyre gegen berühmte Schriftsteller, vornemlich gegen Müllner, der damals schon allgemein gehaßt und moralisch vernichtet war, so daß der Graf eben
20,000 Jahren, wenn der Mond dieſer Erde naͤher kommt, ſeine ungeheuern Revenuen bezie¬ hen kann.
Schon fruͤher hatte Don Platen de Collibra¬ dos Hallermuͤnde, bey Brockhaus in Leipzig, eine Gedichteſammlung mit einer Vorrede, betitelt: „lyriſche Blaͤtter Nummer 1.“ herausgegeben, die freylich nicht bekannt wurde, obgleich, wie er uns verſichert, die ſieben Weiſen dem Verfaſſer ihr Lob geſpendet. Spaͤter gab er, nach Tieck¬ ſchem Muſter, einige dramatiſirte Maͤhrchen und Erzaͤhlungen heraus, die ebenfalls das Gluͤck hatten, daß ſie der unweiſen großen Menge un¬ bekannt blieben, und nur von den ſieben Weiſen geleſen wurden. Indeſſen um, außer den ſieben Weiſen, noch einige Leſer zu gewinnen, legte ſich der Graf auf Polemik und ſchrieb eine Satyre gegen beruͤhmte Schriftſteller, vornemlich gegen Muͤllner, der damals ſchon allgemein gehaßt und moraliſch vernichtet war, ſo daß der Graf eben
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20,000 Jahren, wenn der Mond dieſer Erde
naͤher kommt, ſeine ungeheuern Revenuen bezie¬
hen kann.
Schon fruͤher hatte Don Platen de Collibra¬
dos Hallermuͤnde, bey Brockhaus in Leipzig, eine
Gedichteſammlung mit einer Vorrede, betitelt:
„lyriſche Blaͤtter Nummer 1.“ herausgegeben,
die freylich nicht bekannt wurde, obgleich, wie
er uns verſichert, die ſieben Weiſen dem Verfaſſer
ihr Lob geſpendet. Spaͤter gab er, nach Tieck¬
ſchem Muſter, einige dramatiſirte Maͤhrchen und
Erzaͤhlungen heraus, die ebenfalls das Gluͤck
hatten, daß ſie der unweiſen großen Menge un¬
bekannt blieben, und nur von den ſieben Weiſen
geleſen wurden. Indeſſen um, außer den ſieben
Weiſen, noch einige Leſer zu gewinnen, legte ſich
der Graf auf Polemik und ſchrieb eine Satyre
gegen beruͤhmte Schriftſteller, vornemlich gegen
Muͤllner, der damals ſchon allgemein gehaßt und
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/375>, abgerufen am 25.11.2024.
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