ist, wie darauf steht, und es giebt doch Beyspiele, daß ein Müssiggänger, der nicht viel zu thun hatte, so einen Beutel geöffnet und nachgezählt und ein paar Thaler zu wenig darin gefunden hat. So kann auch in der Poesie viel Spitzbüberey vor¬ fallen. Besonders wenn ich an Geldbeutel denke, werde ich mißtrauisch. Denn mein Schwager hat mir erzählt: im Zuchthaus zu Odensee sitzt -- ein ge¬ wisser Jemand, der bey der Post angestellt war, und die Geldbeutel, die durch seine Hände gingen, unehrlich geöffnet und unehrlich Geld herausge¬ nommen, und sie wieder künstlich zugenäht und weiter geschickt hat. Hört man von solcher Ge¬ schicklichkeit, so verliert man das menschliche Zu¬ trauen und wird ein mißtrauischer Mensch. Es giebt jetzt viel Spitzbüberey in der Welt, und es ist gewiß in der Poesie wie in jedem anderen Geschäft.
Die Ehrlichkeit -- fuhr Hyacinth fort, wäh¬ rend der Markese weiter deklamirte, ohne unserer
iſt, wie darauf ſteht, und es giebt doch Beyſpiele, daß ein Muͤſſiggaͤnger, der nicht viel zu thun hatte, ſo einen Beutel geoͤffnet und nachgezaͤhlt und ein paar Thaler zu wenig darin gefunden hat. So kann auch in der Poeſie viel Spitzbuͤberey vor¬ fallen. Beſonders wenn ich an Geldbeutel denke, werde ich mißtrauiſch. Denn mein Schwager hat mir erzaͤhlt: im Zuchthaus zu Odenſee ſitzt — ein ge¬ wiſſer Jemand, der bey der Poſt angeſtellt war, und die Geldbeutel, die durch ſeine Haͤnde gingen, unehrlich geoͤffnet und unehrlich Geld herausge¬ nommen, und ſie wieder kuͤnſtlich zugenaͤht und weiter geſchickt hat. Hoͤrt man von ſolcher Ge¬ ſchicklichkeit, ſo verliert man das menſchliche Zu¬ trauen und wird ein mißtrauiſcher Menſch. Es giebt jetzt viel Spitzbuͤberey in der Welt, und es iſt gewiß in der Poeſie wie in jedem anderen Geſchaͤft.
Die Ehrlichkeit — fuhr Hyacinth fort, waͤh¬ rend der Markeſe weiter deklamirte, ohne unſerer
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iſt, wie darauf ſteht, und es giebt doch Beyſpiele, daß
ein Muͤſſiggaͤnger, der nicht viel zu thun hatte,
ſo einen Beutel geoͤffnet und nachgezaͤhlt und ein
paar Thaler zu wenig darin gefunden hat. So
kann auch in der Poeſie viel Spitzbuͤberey vor¬
fallen. Beſonders wenn ich an Geldbeutel denke,
werde ich mißtrauiſch. Denn mein Schwager hat
mir erzaͤhlt: im Zuchthaus zu Odenſee ſitzt — ein ge¬
wiſſer Jemand, der bey der Poſt angeſtellt war,
und die Geldbeutel, die durch ſeine Haͤnde gingen,
unehrlich geoͤffnet und unehrlich Geld herausge¬
nommen, und ſie wieder kuͤnſtlich zugenaͤht und
weiter geſchickt hat. Hoͤrt man von ſolcher Ge¬
ſchicklichkeit, ſo verliert man das menſchliche Zu¬
trauen und wird ein mißtrauiſcher Menſch. Es
giebt jetzt viel Spitzbuͤberey in der Welt, und
es iſt gewiß in der Poeſie wie in jedem anderen
Geſchaͤft.
Die Ehrlichkeit — fuhr Hyacinth fort, waͤh¬
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/360>, abgerufen am 22.11.2024.
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