ner glüht, in warmer Freundschaft; er giebt uns den Vorzug vor dem weiblichen Geschlechte, und schon für diese Ehre sollten wir ihm dankbar seyn. Er ist darin größer als alle andern Dich¬ ter, er schmeichelt nicht dem gewöhnlichen Ge¬ schmack des großen Haufens, er heilt uns von unserer Passion für die Weiber, die uns so viel Unglück zuzieht -- O Weiber! Weiber! wer uns von Euren Fesseln befreit, der ist ein Wohl¬ thäter der Menschheit. Es ist ewig Schade, daß Shakespeare sein eminentes theatralisches Talent nicht dazu benutzt hat, denn er soll, wie ich hier zuerst lese, nicht minder großherzig gefühlt haben als der große Graf Platen, der in seinen So¬ netten von Shakespeare sagt:
Nicht Mädchenlaunen störten deinen Schlummer, Doch stets um Freundschaft sehn wir warm dich ringen: Dein Freund errettet dich aus Weiberschlingen, Und seine Schönheit ist dein Ruhm und Kummer.
ner gluͤht, in warmer Freundſchaft; er giebt uns den Vorzug vor dem weiblichen Geſchlechte, und ſchon fuͤr dieſe Ehre ſollten wir ihm dankbar ſeyn. Er iſt darin groͤßer als alle andern Dich¬ ter, er ſchmeichelt nicht dem gewoͤhnlichen Ge¬ ſchmack des großen Haufens, er heilt uns von unſerer Paſſion fuͤr die Weiber, die uns ſo viel Ungluͤck zuzieht — O Weiber! Weiber! wer uns von Euren Feſſeln befreit, der iſt ein Wohl¬ thaͤter der Menſchheit. Es iſt ewig Schade, daß Shakespeare ſein eminentes theatraliſches Talent nicht dazu benutzt hat, denn er ſoll, wie ich hier zuerſt leſe, nicht minder großherzig gefuͤhlt haben als der große Graf Platen, der in ſeinen So¬ netten von Shakespeare ſagt:
Nicht Maͤdchenlaunen ſtoͤrten deinen Schlummer, Doch ſtets um Freundſchaft ſehn wir warm dich ringen: Dein Freund errettet dich aus Weiberſchlingen, Und ſeine Schoͤnheit iſt dein Ruhm und Kummer.
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ner gluͤht, in warmer Freundſchaft; er giebt uns
den Vorzug vor dem weiblichen Geſchlechte, und
ſchon fuͤr dieſe Ehre ſollten wir ihm dankbar
ſeyn. Er iſt darin groͤßer als alle andern Dich¬
ter, er ſchmeichelt nicht dem gewoͤhnlichen Ge¬
ſchmack des großen Haufens, er heilt uns von
unſerer Paſſion fuͤr die Weiber, die uns ſo viel
Ungluͤck zuzieht — O Weiber! Weiber! wer
uns von Euren Feſſeln befreit, der iſt ein Wohl¬
thaͤter der Menſchheit. Es iſt ewig Schade, daß
Shakespeare ſein eminentes theatraliſches Talent
nicht dazu benutzt hat, denn er ſoll, wie ich hier
zuerſt leſe, nicht minder großherzig gefuͤhlt haben
als der große Graf Platen, der in ſeinen So¬
netten von Shakespeare ſagt:
Nicht Maͤdchenlaunen ſtoͤrten deinen Schlummer,
Doch ſtets um Freundſchaft ſehn wir warm dich ringen:
Dein Freund errettet dich aus Weiberſchlingen,
Und ſeine Schoͤnheit iſt dein Ruhm und Kummer.
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/353>, abgerufen am 22.11.2024.
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