Als Candide nach Eldorado kam, sah er auf der Straße mehrere Buben, die mit großen Gold¬ klumpen statt mit Steinen spielten. Dieser Luxus machte ihn glauben, es seyen das Kinder des Königs, und er war nicht wenig verwundert, als er vernahm, daß in Eldorado die Goldklumpen eben so werthlos sind, wie bey uns die Kiesel¬ steine, und daß die Schulknaben damit spielen. Einem meiner Freunde, einem Ausländer, ist etwas Aehnliches begegnet, als er nach Deutschland kam und zuerst deutsche Bücher las, und über den Gedankenreichthum, welchen er darin fand, sehr
CapitelX.
Als Candide nach Eldorado kam, ſah er auf der Straße mehrere Buben, die mit großen Gold¬ klumpen ſtatt mit Steinen ſpielten. Dieſer Luxus machte ihn glauben, es ſeyen das Kinder des Koͤnigs, und er war nicht wenig verwundert, als er vernahm, daß in Eldorado die Goldklumpen eben ſo werthlos ſind, wie bey uns die Kieſel¬ ſteine, und daß die Schulknaben damit ſpielen. Einem meiner Freunde, einem Auslaͤnder, iſt etwas Aehnliches begegnet, als er nach Deutſchland kam und zuerſt deutſche Buͤcher las, und uͤber den Gedankenreichthum, welchen er darin fand, ſehr
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Capitel X.
Als Candide nach Eldorado kam, ſah er auf
der Straße mehrere Buben, die mit großen Gold¬
klumpen ſtatt mit Steinen ſpielten. Dieſer Luxus
machte ihn glauben, es ſeyen das Kinder des
Koͤnigs, und er war nicht wenig verwundert, als
er vernahm, daß in Eldorado die Goldklumpen
eben ſo werthlos ſind, wie bey uns die Kieſel¬
ſteine, und daß die Schulknaben damit ſpielen.
Einem meiner Freunde, einem Auslaͤnder, iſt
etwas Aehnliches begegnet, als er nach Deutſchland
kam und zuerſt deutſche Buͤcher las, und uͤber den
Gedankenreichthum, welchen er darin fand, ſehr
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/344>, abgerufen am 27.11.2024.
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