Wirklich, Herr Markese, seit ich mit Ihnen Um¬ gang habe, als Bedienter, habe ich mir schon viel Bildung angewöhnt; aber so viel weiß ich, nicht einmal ein Achtelchen vom großen Loos gäbe ich für die Liebe! Gott soll mich davor bewahren! Wenn ich auch rechne fünfhundert Mark Abzugs¬ dekort, so bleiben doch noch immer zwölftausend Mark! Die Liebe! Wenn ich alles zusammen¬ rechne was mich die Liebe gekostet hat, kommen nur zwölf Mark und dreyzehn Schilling heraus. Die Liebe! Ich habe auch viel Umsonstglück in der Liebe gehabt, was mich gar nichts gekostet hat; nur dann und wann habe ich mal meiner Geliebten par Complaisanz die Hühneraugen ge¬ schnitten. Ein wahres, gefühlvoll leidenschaftliches Attachement hatte ich nur ein einziges mal, und das war die dicke Gudel vom Dreckwall. Die Frau spielte bey mir, und wenn ich kam, ihr das Loos zu renoviren, drückte sie mir immer ein Stück Kuchen in die Hand, ein Stück sehr
Wirklich, Herr Markeſe, ſeit ich mit Ihnen Um¬ gang habe, als Bedienter, habe ich mir ſchon viel Bildung angewoͤhnt; aber ſo viel weiß ich, nicht einmal ein Achtelchen vom großen Loos gaͤbe ich fuͤr die Liebe! Gott ſoll mich davor bewahren! Wenn ich auch rechne fuͤnfhundert Mark Abzugs¬ dekort, ſo bleiben doch noch immer zwoͤlftauſend Mark! Die Liebe! Wenn ich alles zuſammen¬ rechne was mich die Liebe gekoſtet hat, kommen nur zwoͤlf Mark und dreyzehn Schilling heraus. Die Liebe! Ich habe auch viel Umſonſtgluͤck in der Liebe gehabt, was mich gar nichts gekoſtet hat; nur dann und wann habe ich mal meiner Geliebten par Complaiſanz die Huͤhneraugen ge¬ ſchnitten. Ein wahres, gefuͤhlvoll leidenſchaftliches Attachement hatte ich nur ein einziges mal, und das war die dicke Gudel vom Dreckwall. Die Frau ſpielte bey mir, und wenn ich kam, ihr das Loos zu renoviren, druͤckte ſie mir immer ein Stuͤck Kuchen in die Hand, ein Stuͤck ſehr
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Wirklich, Herr Markeſe, ſeit ich mit Ihnen Um¬
gang habe, als Bedienter, habe ich mir ſchon viel
Bildung angewoͤhnt; aber ſo viel weiß ich, nicht
einmal ein Achtelchen vom großen Loos gaͤbe ich
fuͤr die Liebe! Gott ſoll mich davor bewahren!
Wenn ich auch rechne fuͤnfhundert Mark Abzugs¬
dekort, ſo bleiben doch noch immer zwoͤlftauſend
Mark! Die Liebe! Wenn ich alles zuſammen¬
rechne was mich die Liebe gekoſtet hat, kommen
nur zwoͤlf Mark und dreyzehn Schilling heraus.
Die Liebe! Ich habe auch viel Umſonſtgluͤck in
der Liebe gehabt, was mich gar nichts gekoſtet
hat; nur dann und wann habe ich mal meiner
Geliebten par Complaiſanz die Huͤhneraugen ge¬
ſchnitten. Ein wahres, gefuͤhlvoll leidenſchaftliches
Attachement hatte ich nur ein einziges mal, und
das war die dicke Gudel vom Dreckwall. Die
Frau ſpielte bey mir, und wenn ich kam, ihr das
Loos zu renoviren, druͤckte ſie mir immer ein
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/328>, abgerufen am 24.11.2024.
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