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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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gestehen, Herr Doktor, daß mir die katholische
Religion nicht einmal Vergnügen macht, und als
ein vernünftiger Mann müssen Sie mir Recht
geben. Ich sehe das Plaisir nicht ein, es ist
eine Religion als wenn der liebe Gott, gottbe¬
wahre, eben gestorben wäre, und es riecht dabey
nach Weihrauch, wie bey einem Leichenbegängniß,
und dabey brummt eine so traurige Begräbni߬
musik, daß man die Melancholik bekömmt -- ich
sage Ihnen, es ist keine Religion für einen
Hamburger.

Aber, Herr Hyacinth, wie gefällt Ihnen denn
die protestantische Religion?

Die ist mir wieder zu vernünftig, Herr Dok¬
tor, und gäbe es in der protestantischen Kirche
keine Orgel, so wäre sie gar keine Religion.
Unter uns gesagt, diese Religion schadet nichts
und ist so rein wie ein Glas Wasser, aber, sie
hilft auch nichts. Ich habe sie probirt und diese
Probe kostet mich vier Mark vierzehn Schilling --

19 *

geſtehen, Herr Doktor, daß mir die katholiſche
Religion nicht einmal Vergnuͤgen macht, und als
ein vernuͤnftiger Mann muͤſſen Sie mir Recht
geben. Ich ſehe das Plaiſir nicht ein, es iſt
eine Religion als wenn der liebe Gott, gottbe¬
wahre, eben geſtorben waͤre, und es riecht dabey
nach Weihrauch, wie bey einem Leichenbegaͤngniß,
und dabey brummt eine ſo traurige Begraͤbni߬
muſik, daß man die Melancholik bekoͤmmt — ich
ſage Ihnen, es iſt keine Religion fuͤr einen
Hamburger.

Aber, Herr Hyacinth, wie gefaͤllt Ihnen denn
die proteſtantiſche Religion?

Die iſt mir wieder zu vernuͤnftig, Herr Dok¬
tor, und gaͤbe es in der proteſtantiſchen Kirche
keine Orgel, ſo waͤre ſie gar keine Religion.
Unter uns geſagt, dieſe Religion ſchadet nichts
und iſt ſo rein wie ein Glas Waſſer, aber, ſie
hilft auch nichts. Ich habe ſie probirt und dieſe
Probe koſtet mich vier Mark vierzehn Schilling —

19 *
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[307/0315] geſtehen, Herr Doktor, daß mir die katholiſche Religion nicht einmal Vergnuͤgen macht, und als ein vernuͤnftiger Mann muͤſſen Sie mir Recht geben. Ich ſehe das Plaiſir nicht ein, es iſt eine Religion als wenn der liebe Gott, gottbe¬ wahre, eben geſtorben waͤre, und es riecht dabey nach Weihrauch, wie bey einem Leichenbegaͤngniß, und dabey brummt eine ſo traurige Begraͤbni߬ muſik, daß man die Melancholik bekoͤmmt — ich ſage Ihnen, es iſt keine Religion fuͤr einen Hamburger. Aber, Herr Hyacinth, wie gefaͤllt Ihnen denn die proteſtantiſche Religion? Die iſt mir wieder zu vernuͤnftig, Herr Dok¬ tor, und gaͤbe es in der proteſtantiſchen Kirche keine Orgel, ſo waͤre ſie gar keine Religion. Unter uns geſagt, dieſe Religion ſchadet nichts und iſt ſo rein wie ein Glas Waſſer, aber, ſie hilft auch nichts. Ich habe ſie probirt und dieſe Probe koſtet mich vier Mark vierzehn Schilling — 19 *

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/315>, abgerufen am 24.11.2024.