wobey ich mich nicht zu sehr übereilte, obgleich ich alle zehn Finger in Thätigkeit setzte, -- ich bin mit Ihnen zufrieden, Sie sollen mir noch öfter die Strümpfe anziehen. Heute haben Sie den linken Fuß geküßt, morgen soll Ihnen der rechte zu Gebot stehen. Uebermorgen dürfen Sie mir schon die linke Hand küssen, und einen Tag nachher auch die rechte. Führen Sie sich gut auf, so reiche ich Ihnen späterhin den Mund, u. s. w. Sie sehen, ich will Sie gern avan¬ ziren lassen, und da Sie jung sind, können Sie es in der Welt noch weit bringen.
Und ich habe es weit gebracht in dieser Welt! Deß seyd mir Zeugen, toskanische Nächte, du hell¬ blauer Himmel mit großen silbernen Sternen, Ihr wilden Lorbeerbüsche und heimlichen Myrten, und Ihr, o Nympfen des Appennins, die Ihr mit bräutlichen Tänzen uns umschwebtet, und Euch zurückträumtet in jene besseren Götterzeiten, wo es noch keine gothische Lüge gab, die nur blinde,
wobey ich mich nicht zu ſehr uͤbereilte, obgleich ich alle zehn Finger in Thaͤtigkeit ſetzte, — ich bin mit Ihnen zufrieden, Sie ſollen mir noch oͤfter die Struͤmpfe anziehen. Heute haben Sie den linken Fuß gekuͤßt, morgen ſoll Ihnen der rechte zu Gebot ſtehen. Uebermorgen duͤrfen Sie mir ſchon die linke Hand kuͤſſen, und einen Tag nachher auch die rechte. Fuͤhren Sie ſich gut auf, ſo reiche ich Ihnen ſpaͤterhin den Mund, u. ſ. w. Sie ſehen, ich will Sie gern avan¬ ziren laſſen, und da Sie jung ſind, koͤnnen Sie es in der Welt noch weit bringen.
Und ich habe es weit gebracht in dieſer Welt! Deß ſeyd mir Zeugen, toskaniſche Naͤchte, du hell¬ blauer Himmel mit großen ſilbernen Sternen, Ihr wilden Lorbeerbuͤſche und heimlichen Myrten, und Ihr, o Nympfen des Appennins, die Ihr mit braͤutlichen Taͤnzen uns umſchwebtet, und Euch zuruͤcktraͤumtet in jene beſſeren Goͤtterzeiten, wo es noch keine gothiſche Luͤge gab, die nur blinde,
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wobey ich mich nicht zu ſehr uͤbereilte, obgleich
ich alle zehn Finger in Thaͤtigkeit ſetzte, — ich
bin mit Ihnen zufrieden, Sie ſollen mir noch
oͤfter die Struͤmpfe anziehen. Heute haben Sie
den linken Fuß gekuͤßt, morgen ſoll Ihnen der
rechte zu Gebot ſtehen. Uebermorgen duͤrfen Sie
mir ſchon die linke Hand kuͤſſen, und einen Tag
nachher auch die rechte. Fuͤhren Sie ſich gut
auf, ſo reiche ich Ihnen ſpaͤterhin den Mund,
u. ſ. w. Sie ſehen, ich will Sie gern avan¬
ziren laſſen, und da Sie jung ſind, koͤnnen Sie
es in der Welt noch weit bringen.
Und ich habe es weit gebracht in dieſer Welt!
Deß ſeyd mir Zeugen, toskaniſche Naͤchte, du hell¬
blauer Himmel mit großen ſilbernen Sternen,
Ihr wilden Lorbeerbuͤſche und heimlichen Myrten,
und Ihr, o Nympfen des Appennins, die Ihr mit
braͤutlichen Taͤnzen uns umſchwebtet, und Euch
zuruͤcktraͤumtet in jene beſſeren Goͤtterzeiten, wo
es noch keine gothiſche Luͤge gab, die nur blinde,
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/293>, abgerufen am 25.11.2024.
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