der glühendste Freund der Revoluzion nur im Siege Rußlands das Heil der Welt sieht, und den Kaiser Nikolas als den Gonfaloniere der Freyheit betrachten muß. Seltsamer Wechsel! noch vor zwey Jahren bekleideten wir mit diesem Amte einen englischen Minister, das Geheul des hochtoryschen Hasses gegen George Canning lei¬ tete damals unsre Wahl, in den adlig unedlen Kränkungen, die er erlitt, sahen wir die Ga¬ rantieen seiner Treue, und als er des Märtyrer¬ todes starb, da legten wir Trauer an, und der achte August wurde ein heiliger Tag im Kalender der Freyheit. Die Fahne aber nahmen wir wie¬ der fort von Downingstreet, und pflanzten sie auf die Petersburg, und wählten zu ihrem Trä¬ ger den Kaiser Nikolas, den Ritter von Europa, der die griechischen Wittwen und Waisen schützte gegen asiatische Barbaren, und in solchem guten Kampfe seine Sporen verdiente. Wieder hatten sich die Feinde der Freyheit zu sehr verrathen,
der gluͤhendſte Freund der Revoluzion nur im Siege Rußlands das Heil der Welt ſieht, und den Kaiſer Nikolas als den Gonfaloniere der Freyheit betrachten muß. Seltſamer Wechſel! noch vor zwey Jahren bekleideten wir mit dieſem Amte einen engliſchen Miniſter, das Geheul des hochtoryſchen Haſſes gegen George Canning lei¬ tete damals unſre Wahl, in den adlig unedlen Kraͤnkungen, die er erlitt, ſahen wir die Ga¬ rantieen ſeiner Treue, und als er des Maͤrtyrer¬ todes ſtarb, da legten wir Trauer an, und der achte Auguſt wurde ein heiliger Tag im Kalender der Freyheit. Die Fahne aber nahmen wir wie¬ der fort von Downingſtreet, und pflanzten ſie auf die Petersburg, und waͤhlten zu ihrem Traͤ¬ ger den Kaiſer Nikolas, den Ritter von Europa, der die griechiſchen Wittwen und Waiſen ſchuͤtzte gegen aſiatiſche Barbaren, und in ſolchem guten Kampfe ſeine Sporen verdiente. Wieder hatten ſich die Feinde der Freyheit zu ſehr verrathen‚
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0195"n="187"/>
der gluͤhendſte Freund der Revoluzion nur im<lb/>
Siege Rußlands das Heil der Welt ſieht, und<lb/>
den Kaiſer Nikolas als den Gonfaloniere der<lb/>
Freyheit betrachten muß. Seltſamer Wechſel!<lb/>
noch vor zwey Jahren bekleideten wir mit dieſem<lb/>
Amte einen engliſchen Miniſter, das Geheul des<lb/>
hochtoryſchen Haſſes gegen George Canning lei¬<lb/>
tete damals unſre Wahl, in den adlig unedlen<lb/>
Kraͤnkungen, die er erlitt, ſahen wir die Ga¬<lb/>
rantieen ſeiner Treue, und als er des Maͤrtyrer¬<lb/>
todes ſtarb, da legten wir Trauer an, und der<lb/>
achte Auguſt wurde ein heiliger Tag im Kalender<lb/>
der Freyheit. Die Fahne aber nahmen wir wie¬<lb/>
der fort von Downingſtreet, und pflanzten ſie<lb/>
auf die Petersburg, und waͤhlten zu ihrem Traͤ¬<lb/>
ger den Kaiſer Nikolas, den Ritter von Europa,<lb/>
der die griechiſchen Wittwen und Waiſen ſchuͤtzte<lb/>
gegen aſiatiſche Barbaren, und in ſolchem guten<lb/>
Kampfe ſeine Sporen verdiente. Wieder hatten<lb/>ſich die Feinde der Freyheit zu ſehr verrathen‚<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[187/0195]
der gluͤhendſte Freund der Revoluzion nur im
Siege Rußlands das Heil der Welt ſieht, und
den Kaiſer Nikolas als den Gonfaloniere der
Freyheit betrachten muß. Seltſamer Wechſel!
noch vor zwey Jahren bekleideten wir mit dieſem
Amte einen engliſchen Miniſter, das Geheul des
hochtoryſchen Haſſes gegen George Canning lei¬
tete damals unſre Wahl, in den adlig unedlen
Kraͤnkungen, die er erlitt, ſahen wir die Ga¬
rantieen ſeiner Treue, und als er des Maͤrtyrer¬
todes ſtarb, da legten wir Trauer an, und der
achte Auguſt wurde ein heiliger Tag im Kalender
der Freyheit. Die Fahne aber nahmen wir wie¬
der fort von Downingſtreet, und pflanzten ſie
auf die Petersburg, und waͤhlten zu ihrem Traͤ¬
ger den Kaiſer Nikolas, den Ritter von Europa,
der die griechiſchen Wittwen und Waiſen ſchuͤtzte
gegen aſiatiſche Barbaren, und in ſolchem guten
Kampfe ſeine Sporen verdiente. Wieder hatten
ſich die Feinde der Freyheit zu ſehr verrathen‚
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/195>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.