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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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ich anfange, meine guten Berliner zu loben,
so hat mein Ruhm bey ihnen ein Ende, und sie
zucken die Achsel und flüstern einander zu: Der
Mensch wird sehr seicht, uns sogar lobt er.
Keine Stadt hat nemlich weniger Lokalpatriotis¬
mus als Berlin. Tausend miserable Schrift¬
steller haben Berlin schon in Prosa und Versen
gefeyert, und es hat in Berlin kein Hahn da¬
nach gekräht, und kein Huhn ist ihnen dafür
gekocht worden, und man hat sie unter den
Linden immer noch für miserable Poeten gehal¬
ten, nach wie vor. Dagegen hat man eben so
wenig Notiz davon genommen, wenn irgend ein
After-Poet etwa in Parabasen auf Berlin
losschalt. Wage es aber mal jemand gegen
Polkwitz, Insbruck, Schilda, Posen, Krähwinkel
und andre Hauptstädte etwas Anzügliches zu
schreiben! Wie würde sich der respektive Patrio¬
tismus dort regen! Der Grund davon ist:
Berlin ist gar keine Stadt, sondern Berlin giebt

ich anfange, meine guten Berliner zu loben,
ſo hat mein Ruhm bey ihnen ein Ende, und ſie
zucken die Achſel und fluͤſtern einander zu: Der
Menſch wird ſehr ſeicht, uns ſogar lobt er.
Keine Stadt hat nemlich weniger Lokalpatriotis¬
mus als Berlin. Tauſend miſerable Schrift¬
ſteller haben Berlin ſchon in Proſa und Verſen
gefeyert, und es hat in Berlin kein Hahn da¬
nach gekraͤht, und kein Huhn iſt ihnen dafuͤr
gekocht worden, und man hat ſie unter den
Linden immer noch fuͤr miſerable Poeten gehal¬
ten, nach wie vor. Dagegen hat man eben ſo
wenig Notiz davon genommen, wenn irgend ein
After-Poet etwa in Parabaſen auf Berlin
losſchalt. Wage es aber mal jemand gegen
Polkwitz, Insbruck, Schilda, Poſen, Kraͤhwinkel
und andre Hauptſtaͤdte etwas Anzuͤgliches zu
ſchreiben! Wie wuͤrde ſich der reſpektive Patrio¬
tismus dort regen! Der Grund davon iſt:
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[11/0019] ich anfange, meine guten Berliner zu loben, ſo hat mein Ruhm bey ihnen ein Ende, und ſie zucken die Achſel und fluͤſtern einander zu: Der Menſch wird ſehr ſeicht, uns ſogar lobt er. Keine Stadt hat nemlich weniger Lokalpatriotis¬ mus als Berlin. Tauſend miſerable Schrift¬ ſteller haben Berlin ſchon in Proſa und Verſen gefeyert, und es hat in Berlin kein Hahn da¬ nach gekraͤht, und kein Huhn iſt ihnen dafuͤr gekocht worden, und man hat ſie unter den Linden immer noch fuͤr miſerable Poeten gehal¬ ten, nach wie vor. Dagegen hat man eben ſo wenig Notiz davon genommen, wenn irgend ein After-Poet etwa in Parabaſen auf Berlin losſchalt. Wage es aber mal jemand gegen Polkwitz, Insbruck, Schilda, Poſen, Kraͤhwinkel und andre Hauptſtaͤdte etwas Anzuͤgliches zu ſchreiben! Wie wuͤrde ſich der reſpektive Patrio¬ tismus dort regen! Der Grund davon iſt: Berlin iſt gar keine Stadt, ſondern Berlin giebt

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/19>, abgerufen am 24.11.2024.