Beschuldige mich nicht der Anglomanie, lieber Leser, wenn ich in diesem Buche sehr häufig von Engländern spreche; sie sind jetzt in Italien zu zahlreich, um sie übersehen zu können, sie durch¬ ziehen dieses Land in ganzen Schwärmen, lagern in allen Wirthshäusern, laufen überall umher, um Alles zu sehen, und man kann sich keinen italienischen Zitronenbaum mehr denken, ohne eine Engländerin, die daran riecht, und keine Galerie ohne ein Schock Engländer, die, mit ihrem Guide in der Hand, darin umherrennen, und nachsehen, ob noch alles vorhanden, was in dem Buche als merkwürdig erwähnt ist. Wenn man jenes blonde, rothbäckige Volk mit seinen blanken Kutschen, bunten Lakayen, wiehernden Rennpferden, grünverschleierten Kammerjungfern und sonstig kostbaren Geschirren, neugierig und geputzt, über die Alpen ziehen und Italien durch¬ wandern sieht, glaubt man eine elegante Völker¬ wanderung zu sehen. Und in der That, der
Beſchuldige mich nicht der Anglomanie, lieber Leſer, wenn ich in dieſem Buche ſehr haͤufig von Englaͤndern ſpreche; ſie ſind jetzt in Italien zu zahlreich, um ſie uͤberſehen zu koͤnnen, ſie durch¬ ziehen dieſes Land in ganzen Schwaͤrmen, lagern in allen Wirthshaͤuſern, laufen uͤberall umher, um Alles zu ſehen, und man kann ſich keinen italieniſchen Zitronenbaum mehr denken, ohne eine Englaͤnderin, die daran riecht, und keine Galerie ohne ein Schock Englaͤnder, die, mit ihrem Guide in der Hand, darin umherrennen, und nachſehen, ob noch alles vorhanden, was in dem Buche als merkwuͤrdig erwaͤhnt iſt. Wenn man jenes blonde, rothbaͤckige Volk mit ſeinen blanken Kutſchen, bunten Lakayen, wiehernden Rennpferden, gruͤnverſchleierten Kammerjungfern und ſonſtig koſtbaren Geſchirren, neugierig und geputzt, uͤber die Alpen ziehen und Italien durch¬ wandern ſieht, glaubt man eine elegante Voͤlker¬ wanderung zu ſehen. Und in der That, der
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Beſchuldige mich nicht der Anglomanie, lieber
Leſer, wenn ich in dieſem Buche ſehr haͤufig von
Englaͤndern ſpreche; ſie ſind jetzt in Italien zu
zahlreich, um ſie uͤberſehen zu koͤnnen, ſie durch¬
ziehen dieſes Land in ganzen Schwaͤrmen, lagern
in allen Wirthshaͤuſern, laufen uͤberall umher,
um Alles zu ſehen, und man kann ſich keinen
italieniſchen Zitronenbaum mehr denken, ohne
eine Englaͤnderin, die daran riecht, und keine
Galerie ohne ein Schock Englaͤnder, die, mit
ihrem Guide in der Hand, darin umherrennen,
und nachſehen, ob noch alles vorhanden, was in
dem Buche als merkwuͤrdig erwaͤhnt iſt. Wenn
man jenes blonde, rothbaͤckige Volk mit ſeinen
blanken Kutſchen, bunten Lakayen, wiehernden
Rennpferden, gruͤnverſchleierten Kammerjungfern
und ſonſtig koſtbaren Geſchirren, neugierig und
geputzt, uͤber die Alpen ziehen und Italien durch¬
wandern ſieht, glaubt man eine elegante Voͤlker¬
wanderung zu ſehen. Und in der That, der
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/172>, abgerufen am 22.11.2024.
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