Nächst Goethe's italienischer Reise, ist Frau von Morgan's "Italien" und Frau von Stael's "Corinna" zu empfehlen. Was diesen Frauen an Talent fehlt, um neben Goethe nicht unbe¬ deutend zu erscheinen, das ersetzen sie durch männ¬ liche Gesinnungen, die jenem mangeln. Denn, Frau v. Morgan hat wie ein Mann gesprochen, sie sprach Scorpionen in die Herzen frecher Söldner, und muthig und süß waren die Triller dieser flatternden Nachtigall der Freiheit. Eben so, wie männiglich bekannt ist, war Frau v. Stael eine liebenswürdige Marketenderin im Heer der Liberalen, und lief muthig durch die Reihen der Kämpfenden mit ihrem Enthusias¬ musfäßchen, und stärkte die Müden, und focht selber mit, besser als die Besten.
Was überhaupt italienische Reisebeschreibungen betrifft, so hat W. Müller vor geraumer Zeit im Hesperus eine Uebersicht derselben gegeben. Ihre
Naͤchſt Goethe's italieniſcher Reiſe, iſt Frau von Morgan's „Italien“ und Frau von Staël's „Corinna“ zu empfehlen. Was dieſen Frauen an Talent fehlt, um neben Goethe nicht unbe¬ deutend zu erſcheinen, das erſetzen ſie durch maͤnn¬ liche Geſinnungen, die jenem mangeln. Denn, Frau v. Morgan hat wie ein Mann geſprochen, ſie ſprach Scorpionen in die Herzen frecher Soͤldner, und muthig und ſuͤß waren die Triller dieſer flatternden Nachtigall der Freiheit. Eben ſo, wie maͤnniglich bekannt iſt, war Frau v. Staël eine liebenswuͤrdige Marketenderin im Heer der Liberalen, und lief muthig durch die Reihen der Kaͤmpfenden mit ihrem Enthuſias¬ musfaͤßchen, und ſtaͤrkte die Muͤden, und focht ſelber mit, beſſer als die Beſten.
Was uͤberhaupt italieniſche Reiſebeſchreibungen betrifft, ſo hat W. Muͤller vor geraumer Zeit im Hesperus eine Ueberſicht derſelben gegeben. Ihre
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0165"n="157"/><p>Naͤchſt Goethe's italieniſcher Reiſe, iſt Frau<lb/>
von Morgan's „Italien“ und Frau von Staël's<lb/>„Corinna“ zu empfehlen. Was dieſen Frauen<lb/>
an Talent fehlt, um neben Goethe nicht unbe¬<lb/>
deutend zu erſcheinen, das erſetzen ſie durch maͤnn¬<lb/>
liche Geſinnungen, die jenem mangeln. Denn,<lb/>
Frau v. Morgan hat wie ein Mann geſprochen,<lb/>ſie ſprach Scorpionen in die Herzen frecher<lb/>
Soͤldner, und muthig und ſuͤß waren die Triller<lb/>
dieſer flatternden Nachtigall der Freiheit. Eben<lb/>ſo, wie maͤnniglich bekannt iſt, war Frau v.<lb/>
Staël eine liebenswuͤrdige Marketenderin im<lb/>
Heer der Liberalen, und lief muthig durch die<lb/>
Reihen der Kaͤmpfenden mit ihrem Enthuſias¬<lb/>
musfaͤßchen, und ſtaͤrkte die Muͤden, und focht<lb/>ſelber mit, beſſer als die Beſten.</p><lb/><p>Was uͤberhaupt italieniſche Reiſebeſchreibungen<lb/>
betrifft, ſo hat W. Muͤller vor geraumer Zeit im<lb/>
Hesperus eine Ueberſicht derſelben gegeben. Ihre<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[157/0165]
Naͤchſt Goethe's italieniſcher Reiſe, iſt Frau
von Morgan's „Italien“ und Frau von Staël's
„Corinna“ zu empfehlen. Was dieſen Frauen
an Talent fehlt, um neben Goethe nicht unbe¬
deutend zu erſcheinen, das erſetzen ſie durch maͤnn¬
liche Geſinnungen, die jenem mangeln. Denn,
Frau v. Morgan hat wie ein Mann geſprochen,
ſie ſprach Scorpionen in die Herzen frecher
Soͤldner, und muthig und ſuͤß waren die Triller
dieſer flatternden Nachtigall der Freiheit. Eben
ſo, wie maͤnniglich bekannt iſt, war Frau v.
Staël eine liebenswuͤrdige Marketenderin im
Heer der Liberalen, und lief muthig durch die
Reihen der Kaͤmpfenden mit ihrem Enthuſias¬
musfaͤßchen, und ſtaͤrkte die Muͤden, und focht
ſelber mit, beſſer als die Beſten.
Was uͤberhaupt italieniſche Reiſebeſchreibungen
betrifft, ſo hat W. Muͤller vor geraumer Zeit im
Hesperus eine Ueberſicht derſelben gegeben. Ihre
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/165>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.