Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite
O, wie schön! wie schön bist du, Geliebte!
Du bist wie eine Rose!
Nicht wie die Rose von Schiras,
Die hafisbesungene Nachtigallbraut;
Nicht wie die Rose von Saron,
Die heiligrothe, prophetengefeyerte;
Du bist wie die Ros' im Rathskeller zu Bremen!
Das ist die Rose der Rosen,
Je älter sie wird, je lieblicher blüht sie,
Und ihr himmlischer Duft, er hat mich beseligt,
Er hat mich begeistert, er hat mich berauscht,
Und hielt mich nicht fest, am Schopfe fest,
Der Rathskellermeister von Bremen,
Ich wäre gepurzelt!
Der brave Mann! Wir saßen beisammen
Und tranken wie Brüder,
Wir sprachen von hohen, heimlichen Dingen,
Wir seufzten und sanken uns in die Arme,
Und er hat mich bekehrt zum Glauben der Liebe,
Ich trank auf das Wohl meiner bittersten Feinde,
O, wie ſchoͤn! wie ſchoͤn biſt du, Geliebte!
Du biſt wie eine Roſe!
Nicht wie die Roſe von Schiras,
Die hafisbeſungene Nachtigallbraut;
Nicht wie die Roſe von Saron,
Die heiligrothe, prophetengefeyerte;
Du biſt wie die Roſ' im Rathskeller zu Bremen!
Das iſt die Roſe der Roſen,
Je aͤlter ſie wird, je lieblicher bluͤht ſie,
Und ihr himmliſcher Duft, er hat mich beſeligt,
Er hat mich begeiſtert, er hat mich berauſcht,
Und hielt mich nicht feſt, am Schopfe feſt,
Der Rathskellermeiſter von Bremen,
Ich waͤre gepurzelt!
Der brave Mann! Wir ſaßen beiſammen
Und tranken wie Bruͤder,
Wir ſprachen von hohen, heimlichen Dingen,
Wir ſeufzten und ſanken uns in die Arme,
Und er hat mich bekehrt zum Glauben der Liebe,
Ich trank auf das Wohl meiner bitterſten Feinde,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0044" n="36"/>
              <lg n="3">
                <l>O, wie &#x017F;cho&#x0364;n! wie &#x017F;cho&#x0364;n bi&#x017F;t du, Geliebte!</l><lb/>
                <l>Du bi&#x017F;t wie eine Ro&#x017F;e!</l><lb/>
                <l>Nicht wie die Ro&#x017F;e von Schiras,</l><lb/>
                <l>Die hafisbe&#x017F;ungene Nachtigallbraut;</l><lb/>
                <l>Nicht wie die Ro&#x017F;e von Saron,</l><lb/>
                <l>Die heiligrothe, prophetengefeyerte;</l><lb/>
                <l>Du bi&#x017F;t wie die Ro&#x017F;' im Rathskeller zu Bremen!</l><lb/>
                <l>Das i&#x017F;t die Ro&#x017F;e der Ro&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Je a&#x0364;lter &#x017F;ie wird, je lieblicher blu&#x0364;ht &#x017F;ie,</l><lb/>
                <l>Und ihr himmli&#x017F;cher Duft, er hat mich be&#x017F;eligt,</l><lb/>
                <l>Er hat mich begei&#x017F;tert, er hat mich berau&#x017F;cht,</l><lb/>
                <l>Und hielt mich nicht fe&#x017F;t, am Schopfe fe&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Der Rathskellermei&#x017F;ter von Bremen,</l><lb/>
                <l>Ich wa&#x0364;re gepurzelt!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l>Der brave Mann! Wir &#x017F;aßen bei&#x017F;ammen</l><lb/>
                <l>Und tranken wie Bru&#x0364;der,</l><lb/>
                <l>Wir &#x017F;prachen von hohen, heimlichen Dingen,</l><lb/>
                <l>Wir &#x017F;eufzten und &#x017F;anken uns in die Arme,</l><lb/>
                <l>Und er hat mich bekehrt zum Glauben der Liebe,</l><lb/>
                <l>Ich trank auf das Wohl meiner bitter&#x017F;ten Feinde,</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0044] O, wie ſchoͤn! wie ſchoͤn biſt du, Geliebte! Du biſt wie eine Roſe! Nicht wie die Roſe von Schiras, Die hafisbeſungene Nachtigallbraut; Nicht wie die Roſe von Saron, Die heiligrothe, prophetengefeyerte; Du biſt wie die Roſ' im Rathskeller zu Bremen! Das iſt die Roſe der Roſen, Je aͤlter ſie wird, je lieblicher bluͤht ſie, Und ihr himmliſcher Duft, er hat mich beſeligt, Er hat mich begeiſtert, er hat mich berauſcht, Und hielt mich nicht feſt, am Schopfe feſt, Der Rathskellermeiſter von Bremen, Ich waͤre gepurzelt! Der brave Mann! Wir ſaßen beiſammen Und tranken wie Bruͤder, Wir ſprachen von hohen, heimlichen Dingen, Wir ſeufzten und ſanken uns in die Arme, Und er hat mich bekehrt zum Glauben der Liebe, Ich trank auf das Wohl meiner bitterſten Feinde,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/44
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/44>, abgerufen am 24.11.2024.