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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

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und seltsam genug! ein Tambour mit einer
Trommel schwankte voran; und mit innerem
Grauen ergriff mich die Erinnerung an die
Sage von den Soldaten, die des Tags in
der Schlacht gefallen und des Nachts wie¬
der vom Schlachtfelde aufstehen und mit dem
Tambour an der Spitze nach ihrer Vater¬
stadt marschieren, und wovon das alte Volks¬
lied singt:

"Er schlug die Trommel auf und nieder,
Sie sind vor'm Nachtquartier schon wieder
Ins Gäßlein hell hinaus,
Trallerie, Trallerey, Trallera,
Sie ziehn vor Schätzels Haus.
Da stehn Morgens die Gebeine
In Reih' und Glied, wie Leichensteine,
Die Trommel geht voran,
Trallerie, Trallerey, Trallera,
Daß Sie ihn sehen kann."

und ſeltſam genug! ein Tambour mit einer
Trommel ſchwankte voran; und mit innerem
Grauen ergriff mich die Erinnerung an die
Sage von den Soldaten, die des Tags in
der Schlacht gefallen und des Nachts wie¬
der vom Schlachtfelde aufſtehen und mit dem
Tambour an der Spitze nach ihrer Vater¬
ſtadt marſchieren, und wovon das alte Volks¬
lied ſingt:

„Er ſchlug die Trommel auf und nieder,
Sie ſind vor'm Nachtquartier ſchon wieder
Ins Gaͤßlein hell hinaus,
Trallerie, Trallerey, Trallera,
Sie ziehn vor Schaͤtzels Haus.
Da ſtehn Morgens die Gebeine
In Reih' und Glied, wie Leichenſteine,
Die Trommel geht voran,
Trallerie, Trallerey, Trallera,
Daß Sie ihn ſehen kann.“
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[219/0227] und ſeltſam genug! ein Tambour mit einer Trommel ſchwankte voran; und mit innerem Grauen ergriff mich die Erinnerung an die Sage von den Soldaten, die des Tags in der Schlacht gefallen und des Nachts wie¬ der vom Schlachtfelde aufſtehen und mit dem Tambour an der Spitze nach ihrer Vater¬ ſtadt marſchieren, und wovon das alte Volks¬ lied ſingt: „Er ſchlug die Trommel auf und nieder, Sie ſind vor'm Nachtquartier ſchon wieder Ins Gaͤßlein hell hinaus, Trallerie, Trallerey, Trallera, Sie ziehn vor Schaͤtzels Haus. Da ſtehn Morgens die Gebeine In Reih' und Glied, wie Leichenſteine, Die Trommel geht voran, Trallerie, Trallerey, Trallera, Daß Sie ihn ſehen kann.“

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/227>, abgerufen am 28.11.2024.