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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

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gesprochen hättet. Wie darf ich, der Schü¬
ler Le Grand's, den Kaiser schmähen hö¬
ren? Den Kaiser! den Kaiser! den großen
Kaiser!

Denke ich an den großen Kaiser, so wird
es in meinem Gedächtnisse wieder recht sommer¬
grün und goldig, eine lange Lindenallee taucht
blühend empor, auf den laubigen Zweigen
sitzen singende Nachtigallen, der Wasserfall
rauscht, auf runden Beeten stehen Blumen und
bewegen traumhaft ihre schönen Häupter --
ich stand mit ihnen im wunderlichen Verkehr,
die geschminkten Tulpen grüßten mich bettelstolz
herablassend, die nervenkranken Lilien nickten
wehmüthig zärtlich, die trunkenrothen Rosen
lachten mir schon von weitem entgegen, die
Nachtviolen seufzten -- mit den Myrthen und
Lorbeeren hatte ich damals noch keine Bekannt¬
schaft, denn sie lockten nicht durch schimmernde
Blüthe, aber mit den Reseden, womit ich jetzt

geſprochen haͤttet. Wie darf ich, der Schuͤ¬
ler Le Grand's, den Kaiſer ſchmaͤhen hoͤ¬
ren? Den Kaiſer! den Kaiſer! den großen
Kaiſer!

Denke ich an den großen Kaiſer, ſo wird
es in meinem Gedaͤchtniſſe wieder recht ſommer¬
gruͤn und goldig, eine lange Lindenallee taucht
bluͤhend empor, auf den laubigen Zweigen
ſitzen ſingende Nachtigallen, der Waſſerfall
rauſcht, auf runden Beeten ſtehen Blumen und
bewegen traumhaft ihre ſchoͤnen Haͤupter —
ich ſtand mit ihnen im wunderlichen Verkehr,
die geſchminkten Tulpen gruͤßten mich bettelſtolz
herablaſſend, die nervenkranken Lilien nickten
wehmuͤthig zaͤrtlich, die trunkenrothen Roſen
lachten mir ſchon von weitem entgegen, die
Nachtviolen ſeufzten — mit den Myrthen und
Lorbeeren hatte ich damals noch keine Bekannt¬
ſchaft, denn ſie lockten nicht durch ſchimmernde
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[200/0208] geſprochen haͤttet. Wie darf ich, der Schuͤ¬ ler Le Grand's, den Kaiſer ſchmaͤhen hoͤ¬ ren? Den Kaiſer! den Kaiſer! den großen Kaiſer! Denke ich an den großen Kaiſer, ſo wird es in meinem Gedaͤchtniſſe wieder recht ſommer¬ gruͤn und goldig, eine lange Lindenallee taucht bluͤhend empor, auf den laubigen Zweigen ſitzen ſingende Nachtigallen, der Waſſerfall rauſcht, auf runden Beeten ſtehen Blumen und bewegen traumhaft ihre ſchoͤnen Haͤupter — ich ſtand mit ihnen im wunderlichen Verkehr, die geſchminkten Tulpen gruͤßten mich bettelſtolz herablaſſend, die nervenkranken Lilien nickten wehmuͤthig zaͤrtlich, die trunkenrothen Roſen lachten mir ſchon von weitem entgegen, die Nachtviolen ſeufzten — mit den Myrthen und Lorbeeren hatte ich damals noch keine Bekannt¬ ſchaft, denn ſie lockten nicht durch ſchimmernde Bluͤthe, aber mit den Reſeden, womit ich jetzt

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/208>, abgerufen am 22.11.2024.