in die alten Schulgeschichten hineingeschwatzt, und ich ergreife diese Gelegenheit, um Ihnen zu zeigen, Madame, wie es nicht meine Schuld war, wenn ich von der Geographie so wenig lernte, daß ich mich späterhin nicht in der Welt zurecht zu finden wußte. Damals hat¬ ten nämlich die Franzosen alle Gränzen ver¬ rückt, alle Tage wurden die Länder neu illu¬ minirt, die sonst blau gewesen, wurden jetzt plötzlich grün, manche wurden sogar blutroth, die bestimmten Lehrbuchseelen wurden so sehr vertauscht und vermischt, daß kein Teufel sie mehr erkennen konnte, die Landesprodukte änder¬ ten sich ebenfalls, Cichorien und Runkelrüben wuchsen jetzt, wo sonst nur Hasen und hinter¬ herlaufende Landjunker zu sehen waren, auch die Charaktere der Völker änderten sich, die Deut¬ schen wurden gelenkig, die Franzosen machten keine Complimente mehr, die Engländer war¬ fen das Geld nicht mehr zum Fenster hinaus, und die Venezianer waren nicht schlau genug,
in die alten Schulgeſchichten hineingeſchwatzt, und ich ergreife dieſe Gelegenheit, um Ihnen zu zeigen, Madame, wie es nicht meine Schuld war, wenn ich von der Geographie ſo wenig lernte, daß ich mich ſpaͤterhin nicht in der Welt zurecht zu finden wußte. Damals hat¬ ten naͤmlich die Franzoſen alle Graͤnzen ver¬ ruͤckt, alle Tage wurden die Laͤnder neu illu¬ minirt, die ſonſt blau geweſen, wurden jetzt ploͤtzlich gruͤn, manche wurden ſogar blutroth, die beſtimmten Lehrbuchſeelen wurden ſo ſehr vertauſcht und vermiſcht, daß kein Teufel ſie mehr erkennen konnte, die Landesprodukte aͤnder¬ ten ſich ebenfalls, Cichorien und Runkelruͤben wuchſen jetzt, wo ſonſt nur Haſen und hinter¬ herlaufende Landjunker zu ſehen waren, auch die Charaktere der Voͤlker aͤnderten ſich, die Deut¬ ſchen wurden gelenkig, die Franzoſen machten keine Complimente mehr, die Englaͤnder war¬ fen das Geld nicht mehr zum Fenſter hinaus, und die Venezianer waren nicht ſchlau genug,
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in die alten Schulgeſchichten hineingeſchwatzt,
und ich ergreife dieſe Gelegenheit, um Ihnen
zu zeigen, Madame, wie es nicht meine Schuld
war, wenn ich von der Geographie ſo wenig
lernte, daß ich mich ſpaͤterhin nicht in der
Welt zurecht zu finden wußte. Damals hat¬
ten naͤmlich die Franzoſen alle Graͤnzen ver¬
ruͤckt, alle Tage wurden die Laͤnder neu illu¬
minirt, die ſonſt blau geweſen, wurden jetzt
ploͤtzlich gruͤn, manche wurden ſogar blutroth,
die beſtimmten Lehrbuchſeelen wurden ſo ſehr
vertauſcht und vermiſcht, daß kein Teufel ſie
mehr erkennen konnte, die Landesprodukte aͤnder¬
ten ſich ebenfalls, Cichorien und Runkelruͤben
wuchſen jetzt, wo ſonſt nur Haſen und hinter¬
herlaufende Landjunker zu ſehen waren, auch die
Charaktere der Voͤlker aͤnderten ſich, die Deut¬
ſchen wurden gelenkig, die Franzoſen machten
keine Complimente mehr, die Englaͤnder war¬
fen das Geld nicht mehr zum Fenſter hinaus,
und die Venezianer waren nicht ſchlau genug,
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/196>, abgerufen am 25.11.2024.
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