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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

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für diesen Weiberbetrüger, der ein böses Beyspiel
giebt, dünkt sie Ihnen niemals heiß genug,
obgleich unsere hochlöblichen Theaterdirectionen
soviel Flammenspectakel, Feuerregen, Pulver und
Colophonium dabey aufgehen lassen, wie es nur
irgend ein guter Christ in der Hölle verlangen
kann.

Indessen, in der Hölle sieht es viel schlimmer
aus, als unsere Theaterdirectoren wissen -- sie
würden auch sonst nicht so viele schlechte Stücke
aufführen lassen -- in der Hölle ist es ganz
höllisch heiß, und als ich mal in den Hunds¬
tagen dort war, fand ich es nicht zum Aushalten.
Sie haben keine Idee von der Hölle, Madame.
Wir erlangen dorther wenig offizielle Nachrichten.
Daß die armen Seelen da drunten den ganzen
Tag all die schlechten Predigten lesen müssen,
die hier oben gedruckt werden -- das ist Ver¬
läumdung. So schlimm ist es nicht in der
Hölle, so raffinirte Qualen wird Satan niemals

fuͤr dieſen Weiberbetruͤger, der ein boͤſes Beyſpiel
giebt, duͤnkt ſie Ihnen niemals heiß genug,
obgleich unſere hochloͤblichen Theaterdirectionen
ſoviel Flammenſpectakel, Feuerregen, Pulver und
Colophonium dabey aufgehen laſſen, wie es nur
irgend ein guter Chriſt in der Hoͤlle verlangen
kann.

Indeſſen, in der Hoͤlle ſieht es viel ſchlimmer
aus, als unſere Theaterdirectoren wiſſen — ſie
wuͤrden auch ſonſt nicht ſo viele ſchlechte Stuͤcke
auffuͤhren laſſen — in der Hoͤlle iſt es ganz
hoͤlliſch heiß, und als ich mal in den Hunds¬
tagen dort war, fand ich es nicht zum Aushalten.
Sie haben keine Idee von der Hoͤlle, Madame.
Wir erlangen dorther wenig offizielle Nachrichten.
Daß die armen Seelen da drunten den ganzen
Tag all die ſchlechten Predigten leſen muͤſſen,
die hier oben gedruckt werden — das iſt Ver¬
laͤumdung. So ſchlimm iſt es nicht in der
Hoͤlle, ſo raffinirte Qualen wird Satan niemals

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[136/0144] fuͤr dieſen Weiberbetruͤger, der ein boͤſes Beyſpiel giebt, duͤnkt ſie Ihnen niemals heiß genug, obgleich unſere hochloͤblichen Theaterdirectionen ſoviel Flammenſpectakel, Feuerregen, Pulver und Colophonium dabey aufgehen laſſen, wie es nur irgend ein guter Chriſt in der Hoͤlle verlangen kann. Indeſſen, in der Hoͤlle ſieht es viel ſchlimmer aus, als unſere Theaterdirectoren wiſſen — ſie wuͤrden auch ſonſt nicht ſo viele ſchlechte Stuͤcke auffuͤhren laſſen — in der Hoͤlle iſt es ganz hoͤlliſch heiß, und als ich mal in den Hunds¬ tagen dort war, fand ich es nicht zum Aushalten. Sie haben keine Idee von der Hoͤlle, Madame. Wir erlangen dorther wenig offizielle Nachrichten. Daß die armen Seelen da drunten den ganzen Tag all die ſchlechten Predigten leſen muͤſſen, die hier oben gedruckt werden — das iſt Ver¬ laͤumdung. So ſchlimm iſt es nicht in der Hoͤlle, ſo raffinirte Qualen wird Satan niemals

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/144>, abgerufen am 23.11.2024.