maligen Eigenthümern zu bezahlen hat; und wir haben im Kleinen so viel Großes gethan, daß wenn man es zusammenrechnete, die größten Thaten herauskämen, z. B. in Tyrol; und wir haben viel verloren, z. B. unseren Schlag¬ schatten, den Titel des lieben, heiligen, römischen Reichs -- und dennoch, mit allen Verlusten Opfern, Entbehrungen, Malheurs und Gro߬ thaten, hat unsere Literatur kein einziges solcher Denkmäler des Ruhmes gewonnen, wie sie bey unseren Nachbaren, gleich ewigen Tro¬ phäen, täglich emporsteigen. Unsere Leipziger Messen haben wenig profitirt durch die Schlacht bey Leipzig. Ein Gothaer, höre ich, will sie noch nachträglich, in epischer Form, besingen; da er aber noch nicht weiß, ob er zu den 100,000 Seelen gehört, die Hildburghausen be¬ kömmt, oder zu den 150,000, die Meiningen bekömmt, oder zu den 160,000, die Altenburg bekömmt, so kann er sein Epos noch nicht anfan¬ gen, er müßte denn beginnen: "Singe unsterbliche
maligen Eigenthuͤmern zu bezahlen hat; und wir haben im Kleinen ſo viel Großes gethan, daß wenn man es zuſammenrechnete, die groͤßten Thaten herauskaͤmen, z. B. in Tyrol; und wir haben viel verloren, z. B. unſeren Schlag¬ ſchatten, den Titel des lieben, heiligen, roͤmiſchen Reichs — und dennoch, mit allen Verluſten Opfern, Entbehrungen, Malheurs und Gro߬ thaten, hat unſere Literatur kein einziges ſolcher Denkmaͤler des Ruhmes gewonnen, wie ſie bey unſeren Nachbaren, gleich ewigen Tro¬ phaͤen, taͤglich emporſteigen. Unſere Leipziger Meſſen haben wenig profitirt durch die Schlacht bey Leipzig. Ein Gothaer, hoͤre ich, will ſie noch nachtraͤglich, in epiſcher Form, beſingen; da er aber noch nicht weiß, ob er zu den 100,000 Seelen gehoͤrt, die Hildburghauſen be¬ koͤmmt, oder zu den 150,000, die Meiningen bekoͤmmt, oder zu den 160,000, die Altenburg bekoͤmmt, ſo kann er ſein Epos noch nicht anfan¬ gen, er muͤßte denn beginnen: „Singe unſterbliche
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maligen Eigenthuͤmern zu bezahlen hat; und wir
haben im Kleinen ſo viel Großes gethan, daß
wenn man es zuſammenrechnete, die groͤßten
Thaten herauskaͤmen, z. B. in Tyrol; und wir
haben viel verloren, z. B. unſeren Schlag¬
ſchatten, den Titel des lieben, heiligen, roͤmiſchen
Reichs — und dennoch, mit allen Verluſten
Opfern, Entbehrungen, Malheurs und Gro߬
thaten, hat unſere Literatur kein einziges
ſolcher Denkmaͤler des Ruhmes gewonnen, wie
ſie bey unſeren Nachbaren, gleich ewigen Tro¬
phaͤen, taͤglich emporſteigen. Unſere Leipziger
Meſſen haben wenig profitirt durch die Schlacht
bey Leipzig. Ein Gothaer, hoͤre ich, will ſie
noch nachtraͤglich, in epiſcher Form, beſingen;
da er aber noch nicht weiß, ob er zu den
100,000 Seelen gehoͤrt, die Hildburghauſen be¬
koͤmmt, oder zu den 150,000, die Meiningen
bekoͤmmt, oder zu den 160,000, die Altenburg
bekoͤmmt, ſo kann er ſein Epos noch nicht anfan¬
gen, er muͤßte denn beginnen: „Singe unſterbliche
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/118>, abgerufen am 24.11.2024.
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