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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

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das jeder ehrliche Mann fühlt, den ein böses
Geschick in eine zweydeutige Handlung verfloch¬
ten hat. Das Buch selbst ist aber ein unschätz¬
barer Gewinn für die Gefangenschaftsgeschichte
Napoleons, die den letzten Act seines Lebens
bildet, alle Räthsel der früheren Acte wunder¬
bar löst, und wie es eine ächte Tragödie thun
soll, die Gemüther erschüttert, reinigt und
versöhnt. Den Charakterunterschied der vier
Hauptschriftsteller, die uns von dieser Gefan¬
genschaft berichten, besonders wie er sich in
Styl und Anschauungsweise bekundet, zeigt sich
erst recht durch ihre Zusammenstellung.

Maitland, der sturmkalte, englische See¬
mann, verzeichnet die Begebenheiten vorurtheils¬
los und bestimmt, als wären es Naturerschei¬
nungen, die er in sein Loogbook einträgt; Las
Cases, ein enthusiastischer Kammerherr, liegt
in jeder Zeile, die er schreibt, zu den Füßen
des Kaisers, nicht wie ein russischer Sclave,
sondern wie ein freyer Franzose, dem die Be¬

das jeder ehrliche Mann fuͤhlt, den ein boͤſes
Geſchick in eine zweydeutige Handlung verfloch¬
ten hat. Das Buch ſelbſt iſt aber ein unſchaͤtz¬
barer Gewinn fuͤr die Gefangenſchaftsgeſchichte
Napoleons, die den letzten Act ſeines Lebens
bildet, alle Raͤthſel der fruͤheren Acte wunder¬
bar loͤſt, und wie es eine aͤchte Tragoͤdie thun
ſoll, die Gemuͤther erſchuͤttert, reinigt und
verſoͤhnt. Den Charakterunterſchied der vier
Hauptſchriftſteller, die uns von dieſer Gefan¬
genſchaft berichten, beſonders wie er ſich in
Styl und Anſchauungsweiſe bekundet, zeigt ſich
erſt recht durch ihre Zuſammenſtellung.

Maitland, der ſturmkalte, engliſche See¬
mann, verzeichnet die Begebenheiten vorurtheils¬
los und beſtimmt, als waͤren es Naturerſchei¬
nungen, die er in ſein Loogbook eintraͤgt; Las
Caſes, ein enthuſiaſtiſcher Kammerherr, liegt
in jeder Zeile, die er ſchreibt, zu den Fuͤßen
des Kaiſers, nicht wie ein ruſſiſcher Sclave,
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[93/0101] das jeder ehrliche Mann fuͤhlt, den ein boͤſes Geſchick in eine zweydeutige Handlung verfloch¬ ten hat. Das Buch ſelbſt iſt aber ein unſchaͤtz¬ barer Gewinn fuͤr die Gefangenſchaftsgeſchichte Napoleons, die den letzten Act ſeines Lebens bildet, alle Raͤthſel der fruͤheren Acte wunder¬ bar loͤſt, und wie es eine aͤchte Tragoͤdie thun ſoll, die Gemuͤther erſchuͤttert, reinigt und verſoͤhnt. Den Charakterunterſchied der vier Hauptſchriftſteller, die uns von dieſer Gefan¬ genſchaft berichten, beſonders wie er ſich in Styl und Anſchauungsweiſe bekundet, zeigt ſich erſt recht durch ihre Zuſammenſtellung. Maitland, der ſturmkalte, engliſche See¬ mann, verzeichnet die Begebenheiten vorurtheils¬ los und beſtimmt, als waͤren es Naturerſchei¬ nungen, die er in ſein Loogbook eintraͤgt; Las Caſes, ein enthuſiaſtiſcher Kammerherr, liegt in jeder Zeile, die er ſchreibt, zu den Fuͤßen des Kaiſers, nicht wie ein ruſſiſcher Sclave, ſondern wie ein freyer Franzoſe, dem die Be¬

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/101>, abgerufen am 22.11.2024.