Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.LXXXI. Kaum sahen wir uns, und an Augen und Stimme Merkt' ich, daß du mir gewogen bist; Und stand nicht dabey die Mutter, die schlimme, Ich glaube, wir hätten uns gleich geküßt. Und morgen verlasse ich wieder das Städtchen, Und eile fort im alten Lauf; Dann lauert am Fenster mein blondes Mädchen, Und freundliche Grüße werf' ich hinauf. LXXXII. Ueber die Berge steigt schon die Sonne, Die Lämmerheerde läutet fern; Mein Liebchen, mein Lamm, meine Sonne und Wonne, Noch einmal säh' ich dich gar zu gern! Ich schaue hinauf, mit spähender Miene -- Leb' wohl, mein Kind, ich wandre von hier! Vergebens! Es regt sich keine Gardine; -- Sie liegt noch und schläft, und träumt von mir LXXXI. Kaum ſahen wir uns, und an Augen und Stimme Merkt' ich, daß du mir gewogen biſt; Und ſtand nicht dabey die Mutter, die ſchlimme, Ich glaube, wir haͤtten uns gleich gekuͤßt. Und morgen verlaſſe ich wieder das Staͤdtchen, Und eile fort im alten Lauf; Dann lauert am Fenſter mein blondes Maͤdchen, Und freundliche Gruͤße werf' ich hinauf. LXXXII. Ueber die Berge ſteigt ſchon die Sonne, Die Laͤmmerheerde laͤutet fern; Mein Liebchen, mein Lamm, meine Sonne und Wonne, Noch einmal ſaͤh' ich dich gar zu gern! Ich ſchaue hinauf, mit ſpaͤhender Miene — Leb' wohl, mein Kind, ich wandre von hier! Vergebens! Es regt ſich keine Gardine; — Sie liegt noch und ſchlaͤft, und traͤumt von mir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0087" n="75"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">LXXXI</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Kaum ſahen wir uns, und an Augen und Stimme</l><lb/> <l>Merkt' ich, daß du mir gewogen biſt;</l><lb/> <l>Und ſtand nicht dabey die Mutter, die ſchlimme,</l><lb/> <l>Ich glaube, wir haͤtten uns gleich gekuͤßt.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Und morgen verlaſſe ich wieder das Staͤdtchen,</l><lb/> <l>Und eile fort im alten Lauf;</l><lb/> <l>Dann lauert am Fenſter mein blondes Maͤdchen,</l><lb/> <l>Und freundliche Gruͤße werf' ich hinauf.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">LXXXII</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ueber die Berge ſteigt ſchon die Sonne,</l><lb/> <l>Die Laͤmmerheerde laͤutet fern;</l><lb/> <l>Mein Liebchen, mein Lamm, meine Sonne und Wonne,</l><lb/> <l>Noch einmal ſaͤh' ich dich gar zu gern!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ich ſchaue hinauf, mit ſpaͤhender Miene —</l><lb/> <l>Leb' wohl, mein Kind, ich wandre von hier!</l><lb/> <l>Vergebens! Es regt ſich keine Gardine; —</l><lb/> <l>Sie liegt noch und ſchlaͤft, und traͤumt von mir</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0087]
LXXXI.
Kaum ſahen wir uns, und an Augen und Stimme
Merkt' ich, daß du mir gewogen biſt;
Und ſtand nicht dabey die Mutter, die ſchlimme,
Ich glaube, wir haͤtten uns gleich gekuͤßt.
Und morgen verlaſſe ich wieder das Staͤdtchen,
Und eile fort im alten Lauf;
Dann lauert am Fenſter mein blondes Maͤdchen,
Und freundliche Gruͤße werf' ich hinauf.
LXXXII.
Ueber die Berge ſteigt ſchon die Sonne,
Die Laͤmmerheerde laͤutet fern;
Mein Liebchen, mein Lamm, meine Sonne und Wonne,
Noch einmal ſaͤh' ich dich gar zu gern!
Ich ſchaue hinauf, mit ſpaͤhender Miene —
Leb' wohl, mein Kind, ich wandre von hier!
Vergebens! Es regt ſich keine Gardine; —
Sie liegt noch und ſchlaͤft, und traͤumt von mir
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