Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.LXXX. Auf den Wällen Salamankas Sind die Lüfte lind und labend; Dort, mit meiner holden Donna, Wandle ich am Sommerabend. Um den schlanken Leib der Schönen Hab' ich meinen Arm gebogen, Und mit sel'gem Finger fühl' ich Ihres Busens stolzes Wogen. Doch ein ängstliches Geflüster Zieht sich durch die Lindenbäume, Und der dunkle Mühlbach unten Murmelt böse, bange Träume. "Ach, Sennora, Ahnung sagt mir: Einst wird man mich relegiren, Und auf Salamankas Wällen Geh'n wir nimmermehr spatzieren." LXXX. Auf den Waͤllen Salamankas Sind die Luͤfte lind und labend; Dort, mit meiner holden Donna, Wandle ich am Sommerabend. Um den ſchlanken Leib der Schoͤnen Hab' ich meinen Arm gebogen, Und mit ſel'gem Finger fuͤhl' ich Ihres Buſens ſtolzes Wogen. Doch ein aͤngſtliches Gefluͤſter Zieht ſich durch die Lindenbaͤume, Und der dunkle Muͤhlbach unten Murmelt boͤſe, bange Traͤume. “Ach, Sennora, Ahnung ſagt mir: Einſt wird man mich relegiren, Und auf Salamankas Waͤllen Geh'n wir nimmermehr ſpatzieren.” <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0086" n="74"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">LXXX</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Auf den Waͤllen Salamankas</l><lb/> <l>Sind die Luͤfte lind und labend;</l><lb/> <l>Dort, mit meiner holden Donna,</l><lb/> <l>Wandle ich am Sommerabend.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Um den ſchlanken Leib der Schoͤnen</l><lb/> <l>Hab' ich meinen Arm gebogen,</l><lb/> <l>Und mit ſel'gem Finger fuͤhl' ich</l><lb/> <l>Ihres Buſens ſtolzes Wogen.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Doch ein aͤngſtliches Gefluͤſter</l><lb/> <l>Zieht ſich durch die Lindenbaͤume,</l><lb/> <l>Und der dunkle Muͤhlbach unten</l><lb/> <l>Murmelt boͤſe, bange Traͤume.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>“Ach, Sennora, Ahnung ſagt mir:</l><lb/> <l>Einſt wird man mich relegiren,</l><lb/> <l>Und auf Salamankas Waͤllen</l><lb/> <l>Geh'n wir nimmermehr ſpatzieren.”</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0086]
LXXX.
Auf den Waͤllen Salamankas
Sind die Luͤfte lind und labend;
Dort, mit meiner holden Donna,
Wandle ich am Sommerabend.
Um den ſchlanken Leib der Schoͤnen
Hab' ich meinen Arm gebogen,
Und mit ſel'gem Finger fuͤhl' ich
Ihres Buſens ſtolzes Wogen.
Doch ein aͤngſtliches Gefluͤſter
Zieht ſich durch die Lindenbaͤume,
Und der dunkle Muͤhlbach unten
Murmelt boͤſe, bange Traͤume.
“Ach, Sennora, Ahnung ſagt mir:
Einſt wird man mich relegiren,
Und auf Salamankas Waͤllen
Geh'n wir nimmermehr ſpatzieren.”
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