Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.XXI. Wie kannst du ruhig schlafen, Und weist ich lebe noch? Der alte Zorn kommt wieder, Und dann zerbrech' ich mein Joch. Kennst du das alte Liedchen: Wie einst ein todter Knab' Um Mitternacht die Geliebte Zu sich geholt in's Grab? Glaub' mir, du wunderschönes, Du wunderholdes Kind, Ich lebe und bin noch stärker Als alle Todten sind! XXI. Wie kannſt du ruhig ſchlafen, Und weiſt ich lebe noch? Der alte Zorn kommt wieder, Und dann zerbrech' ich mein Joch. Kennſt du das alte Liedchen: Wie einſt ein todter Knab' Um Mitternacht die Geliebte Zu ſich geholt in's Grab? Glaub' mir, du wunderſchoͤnes, Du wunderholdes Kind, Ich lebe und bin noch ſtaͤrker Als alle Todten ſind! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0037" n="25"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">XXI</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie kannſt du ruhig ſchlafen,</l><lb/> <l>Und weiſt ich lebe noch?</l><lb/> <l>Der alte Zorn kommt wieder,</l><lb/> <l>Und dann zerbrech' ich mein Joch.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Kennſt du das alte Liedchen:</l><lb/> <l>Wie einſt ein todter Knab'</l><lb/> <l>Um Mitternacht die Geliebte</l><lb/> <l>Zu ſich geholt in's Grab?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Glaub' mir, du wunderſchoͤnes,</l><lb/> <l>Du wunderholdes Kind,</l><lb/> <l>Ich lebe und bin noch ſtaͤrker</l><lb/> <l>Als alle Todten ſind!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0037]
XXI.
Wie kannſt du ruhig ſchlafen,
Und weiſt ich lebe noch?
Der alte Zorn kommt wieder,
Und dann zerbrech' ich mein Joch.
Kennſt du das alte Liedchen:
Wie einſt ein todter Knab'
Um Mitternacht die Geliebte
Zu ſich geholt in's Grab?
Glaub' mir, du wunderſchoͤnes,
Du wunderholdes Kind,
Ich lebe und bin noch ſtaͤrker
Als alle Todten ſind!
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