Doch böse Wellen ergossen sich Ueber das süße Bekenntniß, Und löschten es aus.
Zerbrechliches Rohr, zerstiebender Sand, Zerfließende Wellen, Euch trau' ich nicht mehr! Der Himmel wird dunkler, mein Herz wird wilder, Und mit starker Hand, aus Norwegs Wäldern Reiß ich die höchste Tanne, Und tauche sie ein In des Aetnas glühenden Schlund, und mit solcher Feuergetränkten Riesenfeder Schreib' ich an die dunkle Himmelsdecke: "Agnes, ich liebe Dich!"
Jedwede Nacht lodert alsdann Dort oben die ewige Flammenschrift, Und alle nachwachsende Enkelgeschlechter Lesen jauchzend die Himmelsworte: "Agnes, ich liebe Dich!"
Doch boͤſe Wellen ergoſſen ſich Ueber das ſuͤße Bekenntniß, Und loͤſchten es aus.
Zerbrechliches Rohr, zerſtiebender Sand, Zerfließende Wellen, Euch trau' ich nicht mehr! Der Himmel wird dunkler, mein Herz wird wilder, Und mit ſtarker Hand, aus Norwegs Waͤldern Reiß ich die hoͤchſte Tanne, Und tauche ſie ein In des Aetnas gluͤhenden Schlund, und mit ſolcher Feuergetraͤnkten Rieſenfeder Schreib' ich an die dunkle Himmelsdecke: “Agnes, ich liebe Dich!”
Jedwede Nacht lodert alsdann Dort oben die ewige Flammenſchrift, Und alle nachwachſende Enkelgeſchlechter Leſen jauchzend die Himmelsworte: “Agnes, ich liebe Dich!”
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Doch boͤſe Wellen ergoſſen ſich
Ueber das ſuͤße Bekenntniß,
Und loͤſchten es aus.
Zerbrechliches Rohr, zerſtiebender Sand,
Zerfließende Wellen, Euch trau' ich nicht mehr!
Der Himmel wird dunkler, mein Herz wird wilder,
Und mit ſtarker Hand, aus Norwegs Waͤldern
Reiß ich die hoͤchſte Tanne,
Und tauche ſie ein
In des Aetnas gluͤhenden Schlund, und mit ſolcher
Feuergetraͤnkten Rieſenfeder
Schreib' ich an die dunkle Himmelsdecke:
“Agnes, ich liebe Dich!”
Jedwede Nacht lodert alsdann
Dort oben die ewige Flammenſchrift,
Und alle nachwachſende Enkelgeſchlechter
Leſen jauchzend die Himmelsworte:
“Agnes, ich liebe Dich!”
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/291>, abgerufen am 16.02.2025.
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