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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.

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dern genäht werden. Und das ist nothwendig.
Denn trüge mahl Maria Stuart eine Schürze,
die schon zum Zeitalter der Königin Anna gehört,
so würde gewiß der Banquier Christian Gumpel
sich mit Recht beklagen, daß ihm dadurch alle
Illusion verloren gehe; und hätte mahl Lord Bur¬
leigh aus Versehen die Hosen von Heinrich IV
angezogen, so würde gewiß die Kriegsräthin von
Steinzopf, geb. Lilienthau, diesen Anachronismus
den ganzen Abend nicht aus den Augen lassen.
Solche täuschende Sorgfalt der General-Inten¬
danz erstreckt sich aber nicht bloß auf Schürzen
und Hosen, sondern auch auf die darin verwickel¬
ten Personen. So soll künftig der Othello von
einem wirklichen Mohren gespielt werden, den
Professor Lichtenstein schon zu diesem Behufe aus
Afrika verschrieben hat; in Menschenhaß und Reue
soll künftig die Eulalia von einem wirklich verlau¬
fenen Weibsbilde, der Peter von einem wirklich
dummen Jungen, und der Unbekannte von einem
wirklich geheimen Hahnrey gespielt werden, die man

dern genaͤht werden. Und das iſt nothwendig.
Denn truͤge mahl Maria Stuart eine Schuͤrze,
die ſchon zum Zeitalter der Koͤnigin Anna gehoͤrt,
ſo wuͤrde gewiß der Banquier Chriſtian Gumpel
ſich mit Recht beklagen, daß ihm dadurch alle
Illuſion verloren gehe; und haͤtte mahl Lord Bur¬
leigh aus Verſehen die Hoſen von Heinrich IV
angezogen, ſo wuͤrde gewiß die Kriegsraͤthin von
Steinzopf, geb. Lilienthau, dieſen Anachronismus
den ganzen Abend nicht aus den Augen laſſen.
Solche taͤuſchende Sorgfalt der General-Inten¬
danz erſtreckt ſich aber nicht bloß auf Schuͤrzen
und Hoſen, ſondern auch auf die darin verwickel¬
ten Perſonen. So ſoll kuͤnftig der Othello von
einem wirklichen Mohren geſpielt werden, den
Profeſſor Lichtenſtein ſchon zu dieſem Behufe aus
Afrika verſchrieben hat; in Menſchenhaß und Reue
ſoll kuͤnftig die Eulalia von einem wirklich verlau¬
fenen Weibsbilde, der Peter von einem wirklich
dummen Jungen, und der Unbekannte von einem
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[216/0228] dern genaͤht werden. Und das iſt nothwendig. Denn truͤge mahl Maria Stuart eine Schuͤrze, die ſchon zum Zeitalter der Koͤnigin Anna gehoͤrt, ſo wuͤrde gewiß der Banquier Chriſtian Gumpel ſich mit Recht beklagen, daß ihm dadurch alle Illuſion verloren gehe; und haͤtte mahl Lord Bur¬ leigh aus Verſehen die Hoſen von Heinrich IV angezogen, ſo wuͤrde gewiß die Kriegsraͤthin von Steinzopf, geb. Lilienthau, dieſen Anachronismus den ganzen Abend nicht aus den Augen laſſen. Solche taͤuſchende Sorgfalt der General-Inten¬ danz erſtreckt ſich aber nicht bloß auf Schuͤrzen und Hoſen, ſondern auch auf die darin verwickel¬ ten Perſonen. So ſoll kuͤnftig der Othello von einem wirklichen Mohren geſpielt werden, den Profeſſor Lichtenſtein ſchon zu dieſem Behufe aus Afrika verſchrieben hat; in Menſchenhaß und Reue ſoll kuͤnftig die Eulalia von einem wirklich verlau¬ fenen Weibsbilde, der Peter von einem wirklich dummen Jungen, und der Unbekannte von einem wirklich geheimen Hahnrey geſpielt werden, die man

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/228>, abgerufen am 12.12.2024.