Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826."Und wer jenes Wort gesprochen, Dem gehören Schloß und Leut', Pauken und Trompeten huld'gen Seiner jungen Herrlichkeit." Also blühen Mährchenbilder Aus des Mundes Röselein, Und die Augen gießen drüber Ihren blauen Sternenschein. Ihre gold'nen Haare wickelt Mir die Kleine um die Händ', Giebt den Fingern hübsche Namen, Lacht und küßt, und schweigt am End'. Und im stillen Zimmer Alles Blickt mich an so wohlvertraut; Tisch und Schrank, mir ist als hätt' ich Sie schon früher mal geschaut. Freundlich ernsthaft schwatzt die Wanduhr,
Und die Zitter, hörbar kaum, Fängt von selber an zu klingen, Und ich sitze wie im Traum. “Und wer jenes Wort geſprochen, Dem gehoͤren Schloß und Leut', Pauken und Trompeten huld'gen Seiner jungen Herrlichkeit.” Alſo bluͤhen Maͤhrchenbilder Aus des Mundes Roͤſelein, Und die Augen gießen druͤber Ihren blauen Sternenſchein. Ihre gold'nen Haare wickelt Mir die Kleine um die Haͤnd', Giebt den Fingern huͤbſche Namen, Lacht und kuͤßt, und ſchweigt am End'. Und im ſtillen Zimmer Alles Blickt mich an ſo wohlvertraut; Tiſch und Schrank, mir iſt als haͤtt' ich Sie ſchon fruͤher mal geſchaut. Freundlich ernſthaft ſchwatzt die Wanduhr,
Und die Zitter, hoͤrbar kaum, Faͤngt von ſelber an zu klingen, Und ich ſitze wie im Traum. <TEI> <text> <body> <div type="poem" n="1"> <lg> <lg type="poem"> <pb facs="#f0202" n="190"/> <lg n="10"> <l>“Und wer jenes Wort geſprochen,</l><lb/> <l>Dem gehoͤren Schloß und Leut',</l><lb/> <l>Pauken und Trompeten huld'gen</l><lb/> <l>Seiner jungen Herrlichkeit.”</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Alſo bluͤhen Maͤhrchenbilder</l><lb/> <l>Aus des Mundes Roͤſelein,</l><lb/> <l>Und die Augen gießen druͤber</l><lb/> <l>Ihren blauen Sternenſchein.</l><lb/> </lg> <lg n="12"> <l>Ihre gold'nen Haare wickelt</l><lb/> <l>Mir die Kleine um die Haͤnd',</l><lb/> <l>Giebt den Fingern huͤbſche Namen,</l><lb/> <l>Lacht und kuͤßt, und ſchweigt am End'.</l><lb/> </lg> <lg n="13"> <l>Und im ſtillen Zimmer Alles</l><lb/> <l>Blickt mich an ſo wohlvertraut;</l><lb/> <l>Tiſch und Schrank, mir iſt als haͤtt' ich</l><lb/> <l>Sie ſchon fruͤher mal geſchaut.</l><lb/> </lg> <lg n="14"> <l>Freundlich ernſthaft ſchwatzt die Wanduhr,</l><lb/> <l>Und die Zitter, hoͤrbar kaum,</l><lb/> <l>Faͤngt von ſelber an zu klingen,</l><lb/> <l>Und ich ſitze wie im Traum.</l><lb/> </lg> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [190/0202]
“Und wer jenes Wort geſprochen,
Dem gehoͤren Schloß und Leut',
Pauken und Trompeten huld'gen
Seiner jungen Herrlichkeit.”
Alſo bluͤhen Maͤhrchenbilder
Aus des Mundes Roͤſelein,
Und die Augen gießen druͤber
Ihren blauen Sternenſchein.
Ihre gold'nen Haare wickelt
Mir die Kleine um die Haͤnd',
Giebt den Fingern huͤbſche Namen,
Lacht und kuͤßt, und ſchweigt am End'.
Und im ſtillen Zimmer Alles
Blickt mich an ſo wohlvertraut;
Tiſch und Schrank, mir iſt als haͤtt' ich
Sie ſchon fruͤher mal geſchaut.
Freundlich ernſthaft ſchwatzt die Wanduhr,
Und die Zitter, hoͤrbar kaum,
Faͤngt von ſelber an zu klingen,
Und ich ſitze wie im Traum.
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