Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.X. Belsatzar. Die Mitternacht zog näher schon; In stummer Ruh lag Babylon. Nur oben, in des Königs Schloß, Da flackert's, da lärmt des Königs Troß, Dort oben, in dem Königssaal, Belsatzar hielt sein Königsmahl. Die Knechte saßen in schimmernden Reih'n, Und leerten die Becher mit funkelndem Wein. Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht'; So klang es dem störrigen Könige recht. Des Königs Wangen leuchten Glut; Im Wein erwuchs ihm kecker Muth. Und blindlings reißt der Muth ihn fort; Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort. Und er brüstet sich frech, und lästert wild;
Die Knechtenschaar ihm Beifall brüllt. X. Belſatzar. Die Mitternacht zog näher ſchon; In ſtummer Ruh lag Babylon. Nur oben, in des Königs Schloß, Da flackert's, da lärmt des Königs Troß, Dort oben, in dem Königsſaal, Belſatzar hielt ſein Königsmahl. Die Knechte ſaßen in ſchimmernden Reih'n, Und leerten die Becher mit funkelndem Wein. Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht'; So klang es dem ſtörrigen Könige recht. Des Königs Wangen leuchten Glut; Im Wein erwuchs ihm kecker Muth. Und blindlings reißt der Muth ihn fort; Und er läſtert die Gottheit mit ſündigem Wort. Und er brüſtet ſich frech, und läſtert wild;
Die Knechtenſchaar ihm Beifall brüllt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0079" n="71"/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">X.</hi><lb/><hi rendition="#g">Belſatzar</hi>.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Mitternacht zog näher ſchon;</l><lb/> <l>In ſtummer Ruh lag Babylon.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Nur oben, in des Königs Schloß,</l><lb/> <l>Da flackert's, da lärmt des Königs Troß,</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Dort oben, in dem Königsſaal,</l><lb/> <l>Belſatzar hielt ſein Königsmahl.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Die Knechte ſaßen in ſchimmernden Reih'n,</l><lb/> <l>Und leerten die Becher mit funkelndem Wein.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht';</l><lb/> <l>So klang es dem ſtörrigen Könige recht.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Des Königs Wangen leuchten Glut;</l><lb/> <l>Im Wein erwuchs ihm kecker Muth.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Und blindlings reißt der Muth ihn fort;</l><lb/> <l>Und er läſtert die Gottheit mit ſündigem Wort.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Und er brüſtet ſich frech, und läſtert wild;</l><lb/> <l>Die Knechtenſchaar ihm Beifall brüllt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0079]
X.
Belſatzar.
Die Mitternacht zog näher ſchon;
In ſtummer Ruh lag Babylon.
Nur oben, in des Königs Schloß,
Da flackert's, da lärmt des Königs Troß,
Dort oben, in dem Königsſaal,
Belſatzar hielt ſein Königsmahl.
Die Knechte ſaßen in ſchimmernden Reih'n,
Und leerten die Becher mit funkelndem Wein.
Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht';
So klang es dem ſtörrigen Könige recht.
Des Königs Wangen leuchten Glut;
Im Wein erwuchs ihm kecker Muth.
Und blindlings reißt der Muth ihn fort;
Und er läſtert die Gottheit mit ſündigem Wort.
Und er brüſtet ſich frech, und läſtert wild;
Die Knechtenſchaar ihm Beifall brüllt.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/79>, abgerufen am 22.02.2025. |