Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.Schweigend pred'gen, und doch so verständlich Für alle Völker. Das sind Männer! Unscheinbar von außen, in hölzernen Röcklein, Sind sie von innen schöner und leuchtender Denn all die stolzen Leviten des Tempels, Und des Herodes Trabanten und Höflinge, Die goldgeschmückten, die purpurgekleideten -- Hab' ich doch immer gesagt Nicht unter ganz gemeinen Leuten, Nein, in der allerbesten Gesellschaft, Lebte beständig der König des Himmels. Hallelujah! Wie lieblich umwehen mich Die Palmen von Beth El! Wie duften die Myrrhen von Hebron! Wie rauscht der Jordan und taumelt vor Freude! -- Auch meine unsterbliche Seele taumelt, Und ich taum'le mit ihr und taumelnd Bringt mich die Treppe hinauf, an's Tagslicht, Der brave Rathskellermeister von Bremen. Du braver Rathskellermeister von Bremen!
Siehst du, auf den Dächern der Häuser sitzen Die Engel und sind betrunken und singen; 24
Schweigend pred'gen, und doch ſo verſtändlich Für alle Völker. Das ſind Männer! Unſcheinbar von außen, in hölzernen Röcklein, Sind ſie von innen ſchöner und leuchtender Denn all die ſtolzen Leviten des Tempels, Und des Herodes Trabanten und Höflinge, Die goldgeſchmückten, die purpurgekleideten — Hab' ich doch immer geſagt Nicht unter ganz gemeinen Leuten, Nein, in der allerbeſten Geſellſchaft, Lebte beſtändig der König des Himmels. Hallelujah! Wie lieblich umwehen mich Die Palmen von Beth El! Wie duften die Myrrhen von Hebron! Wie rauſcht der Jordan und taumelt vor Freude! — Auch meine unſterbliche Seele taumelt, Und ich taum'le mit ihr und taumelnd Bringt mich die Treppe hinauf, an's Tagslicht, Der brave Rathskellermeiſter von Bremen. Du braver Rathskellermeiſter von Bremen!
Siehſt du, auf den Dächern der Häuſer ſitzen Die Engel und ſind betrunken und ſingen; 24
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Schweigend pred'gen, und doch ſo verſtändlich
Für alle Völker.
Das ſind Männer!
Unſcheinbar von außen, in hölzernen Röcklein,
Sind ſie von innen ſchöner und leuchtender
Denn all die ſtolzen Leviten des Tempels,
Und des Herodes Trabanten und Höflinge,
Die goldgeſchmückten, die purpurgekleideten —
Hab' ich doch immer geſagt
Nicht unter ganz gemeinen Leuten,
Nein, in der allerbeſten Geſellſchaft,
Lebte beſtändig der König des Himmels.
Hallelujah! Wie lieblich umwehen mich
Die Palmen von Beth El!
Wie duften die Myrrhen von Hebron!
Wie rauſcht der Jordan und taumelt vor Freude! —
Auch meine unſterbliche Seele taumelt,
Und ich taum'le mit ihr und taumelnd
Bringt mich die Treppe hinauf, an's Tagslicht,
Der brave Rathskellermeiſter von Bremen.
Du braver Rathskellermeiſter von Bremen!
Siehſt du, auf den Dächern der Häuſer ſitzen
Die Engel und ſind betrunken und ſingen;
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/377>, abgerufen am 17.02.2025. |