Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.O, wie schön! wie schön bist du, Geliebte! Du bist wie eine Rose! Nicht wie die Rose von Schiras, Die hafisbesungene Nachtigallbraut; Nicht wie die Rose von Saron, Die heiligrothe, prophetengefeierte; Du bist wie die Ros' im Rathskeller zu Bremen! Das ist die Rose der Rosen, Je älter sie wird, je lieblicher blüht sie, Und ihr himmlischer Duft, er hat mich beseligt, Er hat mich begeistert, er hat mich berauscht, Und hielt mich nicht fest, am Schopfe fest, Der Rathskellermeister von Bremen, Ich wäre gepurzelt! Der brave Mann! wir saßen beisammen
Und tranken wie Brüder, Wir sprachen von hohen, heimlichen Dingen, Wir seufzten und sanken uns in die Arme, Und er hat mich bekehrt zum Glauben der Liebe, Ich trank auf das Wohl meiner bittersten Feinde, Und allen schlechten Poeten vergab ich, Wie einst mir selber vergeben soll werden; Ich weinte vor Andacht, und Erschlossen sich mir die Pforten des Heils, Wo die zwölf Apostel, die heil'gen Stückfässer, O, wie ſchön! wie ſchön biſt du, Geliebte! Du biſt wie eine Roſe! Nicht wie die Roſe von Schiras, Die hafisbeſungene Nachtigallbraut; Nicht wie die Roſe von Saron, Die heiligrothe, prophetengefeierte; Du biſt wie die Roſ' im Rathskeller zu Bremen! Das iſt die Roſe der Roſen, Je älter ſie wird, je lieblicher blüht ſie, Und ihr himmliſcher Duft, er hat mich beſeligt, Er hat mich begeiſtert, er hat mich berauſcht, Und hielt mich nicht feſt, am Schopfe feſt, Der Rathskellermeiſter von Bremen, Ich wäre gepurzelt! Der brave Mann! wir ſaßen beiſammen
Und tranken wie Brüder, Wir ſprachen von hohen, heimlichen Dingen, Wir ſeufzten und ſanken uns in die Arme, Und er hat mich bekehrt zum Glauben der Liebe, Ich trank auf das Wohl meiner bitterſten Feinde, Und allen ſchlechten Poeten vergab ich, Wie einſt mir ſelber vergeben ſoll werden; Ich weinte vor Andacht, und Erſchloſſen ſich mir die Pforten des Heils, Wo die zwölf Apoſtel, die heil'gen Stückfäſſer, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0376" n="368"/> <lg n="3"> <l>O, wie ſchön! wie ſchön biſt du, Geliebte!</l><lb/> <l>Du biſt wie eine Roſe!</l><lb/> <l>Nicht wie die Roſe von Schiras,</l><lb/> <l>Die hafisbeſungene Nachtigallbraut;</l><lb/> <l>Nicht wie die Roſe von Saron,</l><lb/> <l>Die heiligrothe, prophetengefeierte;</l><lb/> <l>Du biſt wie die Roſ' im Rathskeller zu Bremen!</l><lb/> <l>Das iſt die Roſe der Roſen,</l><lb/> <l>Je älter ſie wird, je lieblicher blüht ſie,</l><lb/> <l>Und ihr himmliſcher Duft, er hat mich beſeligt,</l><lb/> <l>Er hat mich begeiſtert, er hat mich berauſcht,</l><lb/> <l>Und hielt mich nicht feſt, am Schopfe feſt,</l><lb/> <l>Der Rathskellermeiſter von Bremen,</l><lb/> <l>Ich wäre gepurzelt!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Der brave Mann! wir ſaßen beiſammen</l><lb/> <l>Und tranken wie Brüder,</l><lb/> <l>Wir ſprachen von hohen, heimlichen Dingen,</l><lb/> <l>Wir ſeufzten und ſanken uns in die Arme,</l><lb/> <l>Und er hat mich bekehrt zum Glauben der Liebe,</l><lb/> <l>Ich trank auf das Wohl meiner bitterſten Feinde,</l><lb/> <l>Und allen ſchlechten Poeten vergab ich,</l><lb/> <l>Wie einſt mir ſelber vergeben ſoll werden;</l><lb/> <l>Ich weinte vor Andacht, und</l><lb/> <l>Erſchloſſen ſich mir die Pforten des Heils,</l><lb/> <l>Wo die zwölf Apoſtel, die heil'gen Stückfäſſer,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [368/0376]
O, wie ſchön! wie ſchön biſt du, Geliebte!
Du biſt wie eine Roſe!
Nicht wie die Roſe von Schiras,
Die hafisbeſungene Nachtigallbraut;
Nicht wie die Roſe von Saron,
Die heiligrothe, prophetengefeierte;
Du biſt wie die Roſ' im Rathskeller zu Bremen!
Das iſt die Roſe der Roſen,
Je älter ſie wird, je lieblicher blüht ſie,
Und ihr himmliſcher Duft, er hat mich beſeligt,
Er hat mich begeiſtert, er hat mich berauſcht,
Und hielt mich nicht feſt, am Schopfe feſt,
Der Rathskellermeiſter von Bremen,
Ich wäre gepurzelt!
Der brave Mann! wir ſaßen beiſammen
Und tranken wie Brüder,
Wir ſprachen von hohen, heimlichen Dingen,
Wir ſeufzten und ſanken uns in die Arme,
Und er hat mich bekehrt zum Glauben der Liebe,
Ich trank auf das Wohl meiner bitterſten Feinde,
Und allen ſchlechten Poeten vergab ich,
Wie einſt mir ſelber vergeben ſoll werden;
Ich weinte vor Andacht, und
Erſchloſſen ſich mir die Pforten des Heils,
Wo die zwölf Apoſtel, die heil'gen Stückfäſſer,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |