Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.Schwelgend süß in Liebessinnen, Saß ich dort beim Wollespinnen, Bis Rinaldos Schatten kam, Und die Seele mit sich nahm. Da lachten die Geister im lustigen Chor; Geschminkt und geputzt trat ein Dritter hervor: Ich war ein König der Bretter, Und spielte das Liebhaberfach, Ich brüllte manch wildes: Ihr Götter! Ich seufzte manch zärtliches: Ach! Den Mortimer spielt' ich am besten, Maria war immer so schön! Doch trotz der natürlichsten Gesten Sie wollte mich nimmer versteh'n. -- Einst als ich verzweifelnd am Ende "Maria, du Heilige!" rief, Da nahm ich den Dolch behende -- Und stach mich ein bischen zu tief. Da lachten die Geister im lustigen Chor;
Im weißen Flausch trat ein Vierter hervor: Schwelgend ſüß in Liebesſinnen, Saß ich dort beim Wolleſpinnen, Bis Rinaldos Schatten kam, Und die Seele mit ſich nahm. Da lachten die Geiſter im luſtigen Chor; Geſchminkt und geputzt trat ein Dritter hervor: Ich war ein König der Bretter, Und ſpielte das Liebhaberfach, Ich brüllte manch wildes: Ihr Götter! Ich ſeufzte manch zärtliches: Ach! Den Mortimer ſpielt' ich am beſten, Maria war immer ſo ſchön! Doch trotz der natürlichſten Geſten Sie wollte mich nimmer verſteh'n. — Einſt als ich verzweifelnd am Ende „Maria, du Heilige!“ rief, Da nahm ich den Dolch behende — Und ſtach mich ein bischen zu tief. Da lachten die Geiſter im luſtigen Chor;
Im weißen Flauſch trat ein Vierter hervor: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0037" n="29"/> <lg n="19"> <l>Schwelgend ſüß in Liebesſinnen,</l><lb/> <l>Saß ich dort beim Wolleſpinnen,</l><lb/> <l>Bis Rinaldos Schatten kam,</l><lb/> <l>Und die Seele mit ſich nahm.</l><lb/> </lg> <lg n="20"> <l>Da lachten die Geiſter im luſtigen Chor;</l><lb/> <l>Geſchminkt und geputzt trat ein Dritter hervor:</l><lb/> </lg> <lg n="21"> <l>Ich war ein König der Bretter,</l><lb/> <l>Und ſpielte das Liebhaberfach,</l><lb/> <l>Ich brüllte manch wildes: Ihr Götter!</l><lb/> <l>Ich ſeufzte manch zärtliches: Ach!</l><lb/> </lg> <lg n="22"> <l>Den Mortimer ſpielt' ich am beſten,</l><lb/> <l>Maria war immer ſo ſchön!</l><lb/> <l>Doch trotz der natürlichſten Geſten</l><lb/> <l>Sie wollte mich nimmer verſteh'n. —</l><lb/> </lg> <lg n="23"> <l>Einſt als ich verzweifelnd am Ende</l><lb/> <l>„Maria, du Heilige!“ rief,</l><lb/> <l>Da nahm ich den Dolch behende —</l><lb/> <l>Und ſtach mich ein bischen zu tief.</l><lb/> </lg> <lg n="24"> <l>Da lachten die Geiſter im luſtigen Chor;</l><lb/> <l>Im weißen Flauſch trat ein Vierter hervor:</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0037]
Schwelgend ſüß in Liebesſinnen,
Saß ich dort beim Wolleſpinnen,
Bis Rinaldos Schatten kam,
Und die Seele mit ſich nahm.
Da lachten die Geiſter im luſtigen Chor;
Geſchminkt und geputzt trat ein Dritter hervor:
Ich war ein König der Bretter,
Und ſpielte das Liebhaberfach,
Ich brüllte manch wildes: Ihr Götter!
Ich ſeufzte manch zärtliches: Ach!
Den Mortimer ſpielt' ich am beſten,
Maria war immer ſo ſchön!
Doch trotz der natürlichſten Geſten
Sie wollte mich nimmer verſteh'n. —
Einſt als ich verzweifelnd am Ende
„Maria, du Heilige!“ rief,
Da nahm ich den Dolch behende —
Und ſtach mich ein bischen zu tief.
Da lachten die Geiſter im luſtigen Chor;
Im weißen Flauſch trat ein Vierter hervor:
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/37>, abgerufen am 17.02.2025. |