Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.LXV. Diesen liebenswürd'gen Jüngling Kann man nicht genug verehren; Oft traktirt er mich mit Austern, Und mit Rheinwein und Liquören. Zierlich sitzt ihm Rock und Höschen, Doch noch zierlicher die Binde, Und so kommt er jeden Morgen; Fragt, ob ich mich wohlbefinde; Spricht von meinem weiten Ruhme, Meiner Anmuth, meinen Witzen; Eifrig und geschäftig ist er Mir zu dienen, mir zu nützen. Und des Abends, in Gesellschaft,
Mit begeistertem Gesichte, Deklamirt er vor den Damen Meine göttlichen Gedichte. LXV. Dieſen liebenswürd'gen Jüngling Kann man nicht genug verehren; Oft traktirt er mich mit Auſtern, Und mit Rheinwein und Liquören. Zierlich ſitzt ihm Rock und Höschen, Doch noch zierlicher die Binde, Und ſo kommt er jeden Morgen; Fragt, ob ich mich wohlbefinde; Spricht von meinem weiten Ruhme, Meiner Anmuth, meinen Witzen; Eifrig und geſchäftig iſt er Mir zu dienen, mir zu nützen. Und des Abends, in Geſellſchaft,
Mit begeiſtertem Geſichte, Deklamirt er vor den Damen Meine göttlichen Gedichte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0245" n="237"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">LXV.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Dieſen liebenswürd'gen Jüngling</l><lb/> <l>Kann man nicht genug verehren;</l><lb/> <l>Oft traktirt er mich mit Auſtern,</l><lb/> <l>Und mit Rheinwein und Liquören.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Zierlich ſitzt ihm Rock und Höschen,</l><lb/> <l>Doch noch zierlicher die Binde,</l><lb/> <l>Und ſo kommt er jeden Morgen;</l><lb/> <l>Fragt, ob ich mich wohlbefinde;</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Spricht von meinem weiten Ruhme,</l><lb/> <l>Meiner Anmuth, meinen Witzen;</l><lb/> <l>Eifrig und geſchäftig iſt er</l><lb/> <l>Mir zu dienen, mir zu nützen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Und des Abends, in Geſellſchaft,</l><lb/> <l>Mit begeiſtertem Geſichte,</l><lb/> <l>Deklamirt er vor den Damen</l><lb/> <l>Meine göttlichen Gedichte.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [237/0245]
LXV.
Dieſen liebenswürd'gen Jüngling
Kann man nicht genug verehren;
Oft traktirt er mich mit Auſtern,
Und mit Rheinwein und Liquören.
Zierlich ſitzt ihm Rock und Höschen,
Doch noch zierlicher die Binde,
Und ſo kommt er jeden Morgen;
Fragt, ob ich mich wohlbefinde;
Spricht von meinem weiten Ruhme,
Meiner Anmuth, meinen Witzen;
Eifrig und geſchäftig iſt er
Mir zu dienen, mir zu nützen.
Und des Abends, in Geſellſchaft,
Mit begeiſtertem Geſichte,
Deklamirt er vor den Damen
Meine göttlichen Gedichte.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/245>, abgerufen am 22.02.2025. |