Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.LVII. Allnächtlich im Traume seh' ich dich, Und sehe dich freundlich grüßen, Und lautaufweinend stürz' ich mich Zu deinen süßen Füßen. Du siehst mich an wehmüthiglich, Und schüttelst das blonde Köpfchen; Aus deinen Augen schleichen sich Die Perlenthränentröpfchen. Du sagst mir heimlich ein leises Wort, Und giebst mir den Strauß von Zypressen. Ich wache auf, und der Strauß ist fort, Und's Wort hab' ich vergessen. LVII. Allnächtlich im Traume ſeh' ich dich, Und ſehe dich freundlich grüßen, Und lautaufweinend ſtürz' ich mich Zu deinen ſüßen Füßen. Du ſiehſt mich an wehmüthiglich, Und ſchüttelſt das blonde Köpfchen; Aus deinen Augen ſchleichen ſich Die Perlenthränentröpfchen. Du ſagſt mir heimlich ein leiſes Wort, Und giebſt mir den Strauß von Zypreſſen. Ich wache auf, und der Strauß iſt fort, Und's Wort hab' ich vergeſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0168" n="160"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">LVII.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Allnächtlich im Traume ſeh' ich dich,</l><lb/> <l>Und ſehe dich freundlich grüßen,</l><lb/> <l>Und lautaufweinend ſtürz' ich mich</l><lb/> <l>Zu deinen ſüßen Füßen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Du ſiehſt mich an wehmüthiglich,</l><lb/> <l>Und ſchüttelſt das blonde Köpfchen;</l><lb/> <l>Aus deinen Augen ſchleichen ſich</l><lb/> <l>Die Perlenthränentröpfchen.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Du ſagſt mir heimlich ein leiſes Wort,</l><lb/> <l>Und giebſt mir den Strauß von Zypreſſen.</l><lb/> <l>Ich wache auf, und der Strauß iſt fort,</l><lb/> <l>Und's Wort hab' ich vergeſſen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0168]
LVII.
Allnächtlich im Traume ſeh' ich dich,
Und ſehe dich freundlich grüßen,
Und lautaufweinend ſtürz' ich mich
Zu deinen ſüßen Füßen.
Du ſiehſt mich an wehmüthiglich,
Und ſchüttelſt das blonde Köpfchen;
Aus deinen Augen ſchleichen ſich
Die Perlenthränentröpfchen.
Du ſagſt mir heimlich ein leiſes Wort,
Und giebſt mir den Strauß von Zypreſſen.
Ich wache auf, und der Strauß iſt fort,
Und's Wort hab' ich vergeſſen.
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