Inmitten in dem Blumenland Ein klarer Marmorbrunnen stand; Da schaut' ich eine schöne Maid, Die emsig wusch ein weißes Kleid.
Die Wänglein süß, die Aeuglein mild, Ein blondgelocktes Heil'genbild; Und wie ich schau, die Maid ich fand So fremd und doch so wohl bekannt.
Die schöne Maid, die sputet sich, Sie summt ein Lied gar wunderlich: "Rinne, rinne, Wässerlein, "Wasche, wasche Hemde rein."
Ich ging und nahete mich ihr, Und flüsterte: O sage mir, Du wunderschöne, süße Maid! Für wen ist dieses weiße Kleid?
Da sprach sie schnell: Sey bald bereit, Ich wasche dir dein Todtenkleid! Und als sie dieß gesprochen kaum, Zerfloß das ganze Bild, wie Schaum. --
Inmitten in dem Blumenland Ein klarer Marmorbrunnen ſtand; Da ſchaut' ich eine ſchöne Maid, Die emſig wuſch ein weißes Kleid.
Die Wänglein ſüß, die Aeuglein mild, Ein blondgelocktes Heil'genbild; Und wie ich ſchau, die Maid ich fand So fremd und doch ſo wohl bekannt.
Die ſchöne Maid, die ſputet ſich, Sie ſummt ein Lied gar wunderlich: „Rinne, rinne, Wäſſerlein, „Waſche, waſche Hemde rein.“
Ich ging und nahete mich ihr, Und flüſterte: O ſage mir, Du wunderſchöne, ſüße Maid! Für wen iſt dieſes weiße Kleid?
Da ſprach ſie ſchnell: Sey bald bereit, Ich waſche dir dein Todtenkleid! Und als ſie dieß geſprochen kaum, Zerfloß das ganze Bild, wie Schaum. —
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Inmitten in dem Blumenland
Ein klarer Marmorbrunnen ſtand;
Da ſchaut' ich eine ſchöne Maid,
Die emſig wuſch ein weißes Kleid.
Die Wänglein ſüß, die Aeuglein mild,
Ein blondgelocktes Heil'genbild;
Und wie ich ſchau, die Maid ich fand
So fremd und doch ſo wohl bekannt.
Die ſchöne Maid, die ſputet ſich,
Sie ſummt ein Lied gar wunderlich:
„Rinne, rinne, Wäſſerlein,
„Waſche, waſche Hemde rein.“
Ich ging und nahete mich ihr,
Und flüſterte: O ſage mir,
Du wunderſchöne, ſüße Maid!
Für wen iſt dieſes weiße Kleid?
Da ſprach ſie ſchnell: Sey bald bereit,
Ich waſche dir dein Todtenkleid!
Und als ſie dieß geſprochen kaum,
Zerfloß das ganze Bild, wie Schaum. —
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Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/15>, abgerufen am 28.07.2024.
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