Mir träumte einst von wildem Liebesglühen, Von hübschen Locken, Myrthen und Resede, Von süßen Lippen und von bittrer Rede, Von düstrer Lieder düstern Melodien.
Verblichen und verweht sind längst die Träume, Verweht ist gar mein liebstes Traumgebild! Geblieben ist mir nur, was glutherfüllt Ich einst gegossen hab' in weiche Reime.
Du bleibst, verwaistes Lied! Verweh' jetzt auch, Und such' das Traumbild, das mir längst entschwunden, Und grüß' es mir, wenn du es aufgefunden -- Dem luft'gen Schatten send' ich luft'gen Hauch.
Traumbilder.
I.
Mir träumte einſt von wildem Liebesglühen, Von hübſchen Locken, Myrthen und Reſede, Von ſüßen Lippen und von bittrer Rede, Von düſtrer Lieder düſtern Melodien.
Verblichen und verweht ſind längſt die Träume, Verweht iſt gar mein liebſtes Traumgebild! Geblieben iſt mir nur, was glutherfüllt Ich einſt gegoſſen hab' in weiche Reime.
Du bleibſt, verwaiſtes Lied! Verweh' jetzt auch, Und ſuch' das Traumbild, das mir längſt entſchwunden, Und grüß' es mir, wenn du es aufgefunden — Dem luft'gen Schatten ſend' ich luft'gen Hauch.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0013"n="[5]"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Traumbilder</hi>.<lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#aq">I.</hi><lb/></head><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">M</hi>ir träumte einſt von wildem Liebesglühen,</l><lb/><l>Von hübſchen Locken, Myrthen und Reſede,</l><lb/><l>Von ſüßen Lippen und von bittrer Rede,</l><lb/><l>Von düſtrer Lieder düſtern Melodien.</l><lb/></lg><lgn="2"><l>Verblichen und verweht ſind längſt die Träume,</l><lb/><l>Verweht iſt gar mein liebſtes Traumgebild!</l><lb/><l>Geblieben iſt mir nur, was glutherfüllt</l><lb/><l>Ich einſt gegoſſen hab' in weiche Reime.</l><lb/></lg><lgn="3"><l>Du bleibſt, verwaiſtes Lied! Verweh' jetzt auch,</l><lb/><l>Und ſuch' das Traumbild, das mir längſt entſchwunden,</l><lb/><l>Und grüß' es mir, wenn du es aufgefunden —</l><lb/><l>Dem luft'gen Schatten ſend' ich luft'gen Hauch.</l><lb/></lg></lg><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></div></body></text></TEI>
[[5]/0013]
Traumbilder.
I.
Mir träumte einſt von wildem Liebesglühen,
Von hübſchen Locken, Myrthen und Reſede,
Von ſüßen Lippen und von bittrer Rede,
Von düſtrer Lieder düſtern Melodien.
Verblichen und verweht ſind längſt die Träume,
Verweht iſt gar mein liebſtes Traumgebild!
Geblieben iſt mir nur, was glutherfüllt
Ich einſt gegoſſen hab' in weiche Reime.
Du bleibſt, verwaiſtes Lied! Verweh' jetzt auch,
Und ſuch' das Traumbild, das mir längſt entſchwunden,
Und grüß' es mir, wenn du es aufgefunden —
Dem luft'gen Schatten ſend' ich luft'gen Hauch.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/13>, abgerufen am 28.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.