Da kommt seine Liebste geschlichen herein, Im rauschenden Wellenschaumkleide. Sie blüht und glüht, wie ein Röselein, Ihr Schleier ist eitel Geschmeide. Goldlocken umspielen die schlanke Gestalt, Die Aeugelein grüßen mit süßer Gewalt -- In die Arme sinken sich beide.
Der Ritter umschlingt sie mit Liebesmacht, Der Hölzerne steht jetzt in Feuer, Der Blasse erröthet, der Träumer erwacht, Der Blöde wird freier und freier. Sie aber, sie hat ihn gar schalkhaft geneckt, Sie hat ihm ganz leise den Kopf bedeckt Mit dem weißen, demantenen Schleier.
In einen kristallenen Wasserpalast Ist plötzlich gezaubert der Ritter. Er staunt, und die Augen erblinden ihm fast, Vor alle dem Glanz und Geflitter. Doch hält ihn die Nixe umarmet gar traut, Der Ritter ist Bräut'gam, die Nixe ist Braut, Ihre Jungfraun spielen die Zither.
Da kommt ſeine Liebſte geſchlichen herein, Im rauſchenden Wellenſchaumkleide. Sie blüht und glüht, wie ein Röſelein, Ihr Schleier iſt eitel Geſchmeide. Goldlocken umſpielen die ſchlanke Geſtalt, Die Aeugelein grüßen mit ſüßer Gewalt — In die Arme ſinken ſich beide.
Der Ritter umſchlingt ſie mit Liebesmacht, Der Hölzerne ſteht jetzt in Feuer, Der Blaſſe erröthet, der Träumer erwacht, Der Blöde wird freier und freier. Sie aber, ſie hat ihn gar ſchalkhaft geneckt, Sie hat ihm ganz leiſe den Kopf bedeckt Mit dem weißen, demantenen Schleier.
In einen kriſtallenen Waſſerpalaſt Iſt plötzlich gezaubert der Ritter. Er ſtaunt, und die Augen erblinden ihm faſt, Vor alle dem Glanz und Geflitter. Doch hält ihn die Nixe umarmet gar traut, Der Ritter iſt Bräut'gam, die Nixe iſt Braut, Ihre Jungfraun ſpielen die Zither.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0118"n="110"/><lgn="3"><l>Da kommt ſeine Liebſte geſchlichen herein,</l><lb/><l>Im rauſchenden Wellenſchaumkleide.</l><lb/><l>Sie blüht und glüht, wie ein Röſelein,</l><lb/><l>Ihr Schleier iſt eitel Geſchmeide.</l><lb/><l>Goldlocken umſpielen die ſchlanke Geſtalt,</l><lb/><l>Die Aeugelein grüßen mit ſüßer Gewalt —</l><lb/><l>In die Arme ſinken ſich beide.</l><lb/></lg><lgn="4"><l>Der Ritter umſchlingt ſie mit Liebesmacht,</l><lb/><l>Der Hölzerne ſteht jetzt in Feuer,</l><lb/><l>Der Blaſſe erröthet, der Träumer erwacht,</l><lb/><l>Der Blöde wird freier und freier.</l><lb/><l>Sie aber, ſie hat ihn gar ſchalkhaft geneckt,</l><lb/><l>Sie hat ihm ganz leiſe den Kopf bedeckt</l><lb/><l>Mit dem weißen, demantenen Schleier.</l><lb/></lg><lgn="5"><l>In einen kriſtallenen Waſſerpalaſt</l><lb/><l>Iſt plötzlich gezaubert der Ritter.</l><lb/><l>Er ſtaunt, und die Augen erblinden ihm faſt,</l><lb/><l>Vor alle dem Glanz und Geflitter.</l><lb/><l>Doch hält ihn die Nixe umarmet gar traut,</l><lb/><l>Der Ritter iſt Bräut'gam, die Nixe iſt Braut,</l><lb/><l>Ihre Jungfraun ſpielen die Zither.</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[110/0118]
Da kommt ſeine Liebſte geſchlichen herein,
Im rauſchenden Wellenſchaumkleide.
Sie blüht und glüht, wie ein Röſelein,
Ihr Schleier iſt eitel Geſchmeide.
Goldlocken umſpielen die ſchlanke Geſtalt,
Die Aeugelein grüßen mit ſüßer Gewalt —
In die Arme ſinken ſich beide.
Der Ritter umſchlingt ſie mit Liebesmacht,
Der Hölzerne ſteht jetzt in Feuer,
Der Blaſſe erröthet, der Träumer erwacht,
Der Blöde wird freier und freier.
Sie aber, ſie hat ihn gar ſchalkhaft geneckt,
Sie hat ihm ganz leiſe den Kopf bedeckt
Mit dem weißen, demantenen Schleier.
In einen kriſtallenen Waſſerpalaſt
Iſt plötzlich gezaubert der Ritter.
Er ſtaunt, und die Augen erblinden ihm faſt,
Vor alle dem Glanz und Geflitter.
Doch hält ihn die Nixe umarmet gar traut,
Der Ritter iſt Bräut'gam, die Nixe iſt Braut,
Ihre Jungfraun ſpielen die Zither.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/118>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.