Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite
Da kommt seine Liebste geschlichen herein,
Im rauschenden Wellenschaumkleide.
Sie blüht und glüht, wie ein Röselein,
Ihr Schleier ist eitel Geschmeide.
Goldlocken umspielen die schlanke Gestalt,
Die Aeugelein grüßen mit süßer Gewalt --
In die Arme sinken sich beide.
Der Ritter umschlingt sie mit Liebesmacht,
Der Hölzerne steht jetzt in Feuer,
Der Blasse erröthet, der Träumer erwacht,
Der Blöde wird freier und freier.
Sie aber, sie hat ihn gar schalkhaft geneckt,
Sie hat ihm ganz leise den Kopf bedeckt
Mit dem weißen, demantenen Schleier.
In einen kristallenen Wasserpalast
Ist plötzlich gezaubert der Ritter.
Er staunt, und die Augen erblinden ihm fast,
Vor alle dem Glanz und Geflitter.
Doch hält ihn die Nixe umarmet gar traut,
Der Ritter ist Bräut'gam, die Nixe ist Braut,
Ihre Jungfraun spielen die Zither.
Da kommt ſeine Liebſte geſchlichen herein,
Im rauſchenden Wellenſchaumkleide.
Sie blüht und glüht, wie ein Röſelein,
Ihr Schleier iſt eitel Geſchmeide.
Goldlocken umſpielen die ſchlanke Geſtalt,
Die Aeugelein grüßen mit ſüßer Gewalt —
In die Arme ſinken ſich beide.
Der Ritter umſchlingt ſie mit Liebesmacht,
Der Hölzerne ſteht jetzt in Feuer,
Der Blaſſe erröthet, der Träumer erwacht,
Der Blöde wird freier und freier.
Sie aber, ſie hat ihn gar ſchalkhaft geneckt,
Sie hat ihm ganz leiſe den Kopf bedeckt
Mit dem weißen, demantenen Schleier.
In einen kriſtallenen Waſſerpalaſt
Iſt plötzlich gezaubert der Ritter.
Er ſtaunt, und die Augen erblinden ihm faſt,
Vor alle dem Glanz und Geflitter.
Doch hält ihn die Nixe umarmet gar traut,
Der Ritter iſt Bräut'gam, die Nixe iſt Braut,
Ihre Jungfraun ſpielen die Zither.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0118" n="110"/>
            <lg n="3">
              <l>Da kommt &#x017F;eine Lieb&#x017F;te ge&#x017F;chlichen herein,</l><lb/>
              <l>Im rau&#x017F;chenden Wellen&#x017F;chaumkleide.</l><lb/>
              <l>Sie blüht und glüht, wie ein Rö&#x017F;elein,</l><lb/>
              <l>Ihr Schleier i&#x017F;t eitel Ge&#x017F;chmeide.</l><lb/>
              <l>Goldlocken um&#x017F;pielen die &#x017F;chlanke Ge&#x017F;talt,</l><lb/>
              <l>Die Aeugelein grüßen mit &#x017F;üßer Gewalt &#x2014;</l><lb/>
              <l>In die Arme &#x017F;inken &#x017F;ich beide.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Der Ritter um&#x017F;chlingt &#x017F;ie mit Liebesmacht,</l><lb/>
              <l>Der Hölzerne &#x017F;teht jetzt in Feuer,</l><lb/>
              <l>Der Bla&#x017F;&#x017F;e erröthet, der Träumer erwacht,</l><lb/>
              <l>Der Blöde wird freier und freier.</l><lb/>
              <l>Sie aber, &#x017F;ie hat ihn gar &#x017F;chalkhaft geneckt,</l><lb/>
              <l>Sie hat ihm ganz lei&#x017F;e den Kopf bedeckt</l><lb/>
              <l>Mit dem weißen, demantenen Schleier.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="5">
              <l>In einen kri&#x017F;tallenen Wa&#x017F;&#x017F;erpala&#x017F;t</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t plötzlich gezaubert der Ritter.</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;taunt, und die Augen erblinden ihm fa&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Vor alle dem Glanz und Geflitter.</l><lb/>
              <l>Doch hält ihn die Nixe umarmet gar traut,</l><lb/>
              <l>Der Ritter i&#x017F;t Bräut'gam, die Nixe i&#x017F;t Braut,</l><lb/>
              <l>Ihre Jungfraun &#x017F;pielen die Zither.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0118] Da kommt ſeine Liebſte geſchlichen herein, Im rauſchenden Wellenſchaumkleide. Sie blüht und glüht, wie ein Röſelein, Ihr Schleier iſt eitel Geſchmeide. Goldlocken umſpielen die ſchlanke Geſtalt, Die Aeugelein grüßen mit ſüßer Gewalt — In die Arme ſinken ſich beide. Der Ritter umſchlingt ſie mit Liebesmacht, Der Hölzerne ſteht jetzt in Feuer, Der Blaſſe erröthet, der Träumer erwacht, Der Blöde wird freier und freier. Sie aber, ſie hat ihn gar ſchalkhaft geneckt, Sie hat ihm ganz leiſe den Kopf bedeckt Mit dem weißen, demantenen Schleier. In einen kriſtallenen Waſſerpalaſt Iſt plötzlich gezaubert der Ritter. Er ſtaunt, und die Augen erblinden ihm faſt, Vor alle dem Glanz und Geflitter. Doch hält ihn die Nixe umarmet gar traut, Der Ritter iſt Bräut'gam, die Nixe iſt Braut, Ihre Jungfraun ſpielen die Zither.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/118
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/118>, abgerufen am 25.11.2024.