Ich möchte weinen, doch ich kann es nicht; Ich möcht' mich rüstig in die Höhe heben, Doch kann ich's nicht; am Boden muß ich kleben, Umkrächzt, umzischt von ekelm Wurmgezücht. Ich möchte gern mein heitres Lebenslicht, Mein schönes Lieb, allüberall umschweben, In ihrem selig süßen Hauche leben, -- Doch kann ich's nicht, mein krankes Herze bricht. Aus dem gebrochnen Herzen fühl' ich fließen Mein heißes Blut, ich fühle mich ermatten, Und vor den Augen wird's mir trüb und trüber. Und heimlich schauernd sehn' ich mich hinüber Nach jenem Nebelreich, wo stille Schatten Mit weichen Armen liebend mich umschließen.
IX.
Ich möchte weinen, doch ich kann es nicht; Ich möcht' mich rüſtig in die Höhe heben, Doch kann ich's nicht; am Boden muß ich kleben, Umkrächzt, umziſcht von ekelm Wurmgezücht. Ich möchte gern mein heitres Lebenslicht, Mein ſchönes Lieb, allüberall umſchweben, In ihrem ſelig ſüßen Hauche leben, — Doch kann ich's nicht, mein krankes Herze bricht. Aus dem gebrochnen Herzen fühl' ich fließen Mein heißes Blut, ich fühle mich ermatten, Und vor den Augen wird's mir trüb und trüber. Und heimlich ſchauernd ſehn' ich mich hinüber Nach jenem Nebelreich, wo ſtille Schatten Mit weichen Armen liebend mich umſchließen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0111"n="103"/></div><divn="4"><head><hirendition="#aq">IX.</hi><lb/></head><lgtype="poem"><l>Ich möchte weinen, doch ich kann es nicht;</l><lb/><l>Ich möcht' mich rüſtig in die Höhe heben,</l><lb/><l>Doch kann ich's nicht; am Boden muß ich kleben,</l><lb/><l>Umkrächzt, umziſcht von ekelm Wurmgezücht.</l><lb/><l>Ich möchte gern mein heitres Lebenslicht,</l><lb/><l>Mein ſchönes Lieb, allüberall umſchweben,</l><lb/><l>In ihrem ſelig ſüßen Hauche leben, —</l><lb/><l>Doch kann ich's nicht, mein krankes Herze bricht.</l><lb/><l>Aus dem gebrochnen Herzen fühl' ich fließen</l><lb/><l>Mein heißes Blut, ich fühle mich ermatten,</l><lb/><l>Und vor den Augen wird's mir trüb und trüber.</l><lb/><l>Und heimlich ſchauernd ſehn' ich mich hinüber</l><lb/><l>Nach jenem Nebelreich, wo ſtille Schatten</l><lb/><l>Mit weichen Armen liebend mich umſchließen.</l><lb/></lg><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[103/0111]
IX.
Ich möchte weinen, doch ich kann es nicht;
Ich möcht' mich rüſtig in die Höhe heben,
Doch kann ich's nicht; am Boden muß ich kleben,
Umkrächzt, umziſcht von ekelm Wurmgezücht.
Ich möchte gern mein heitres Lebenslicht,
Mein ſchönes Lieb, allüberall umſchweben,
In ihrem ſelig ſüßen Hauche leben, —
Doch kann ich's nicht, mein krankes Herze bricht.
Aus dem gebrochnen Herzen fühl' ich fließen
Mein heißes Blut, ich fühle mich ermatten,
Und vor den Augen wird's mir trüb und trüber.
Und heimlich ſchauernd ſehn' ich mich hinüber
Nach jenem Nebelreich, wo ſtille Schatten
Mit weichen Armen liebend mich umſchließen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/111>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.