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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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oder Liebesgschichten/ etc.
Jch weiß gar wol/ daß sich einige auß-
reden wollen/ sie könnten bey allem
keusch und ehrlich gesinnet/ item von
unhochmüthigem eingezognem Ge-
müth seyn. Aber wer dächt daß sie
Mamelucken der Natur weren/ und
under so viel fleischlichen Eitelkeiten
kein fleischliche Bewegung fühlten?
Sie sagen mir/ was muß man dann
anderst brauchen/ sich und andren den
Kitzel zuerregen/ wann es nicht offter-
wehnte Sachen thun? Ob sie allein
die sein/ die Feuer in der Schoß ohne
Verlezung tragen können? Ob sie
meinen der Sieg eines keuschen Gei-
stes/ seye so gar leicht/ daß man alle
Avantage versaumen/ und alle Hin-
dernuß zulassen darff? Hochverstän-
dig redet hievon der selige Augusti-
nus:
Under allen harten StändenSerm. de
T. CCL.

die ein Christ zuüberstehen hat/ ist kein
mißlicherer/ als der Kampf der
Keuschheit/ da ist der Angriff alltäg-
lich/ und der Sieg rar und selten etc.
Eben diser sagt auch merckwürdig:Serm. CC.
XLVIII.

Die Keuschheit bestehet nicht eben in
der Ohnbefleckung des Fleisches/ son-
dern auch in der Kleidung und Habit/
in dem Umgehen und den Manieren.

Wie

oder Liebesgſchichten/ ꝛc.
Jch weiß gar wol/ daß ſich einige auß-
reden wollen/ ſie koͤnnten bey allem
keuſch und ehrlich geſinnet/ item von
unhochmuͤthigem eingezognem Ge-
muͤth ſeyn. Aber wer daͤcht daß ſie
Mamelucken der Natur weren/ und
under ſo viel fleiſchlichen Eitelkeiten
kein fleiſchliche Bewegung fuͤhlten?
Sie ſagen mir/ was muß man dann
anderſt brauchen/ ſich und andren den
Kitzel zuerꝛegen/ wann es nicht offter-
wehnte Sachen thun? Ob ſie allein
die ſein/ die Feuer in der Schoß ohne
Verlezung tragen koͤnnen? Ob ſie
meinen der Sieg eines keuſchen Gei-
ſtes/ ſeye ſo gar leicht/ daß man alle
Avantage verſaumen/ und alle Hin-
dernuß zulaſſen darff? Hochverſtaͤn-
dig redet hievon der ſelige Auguſti-
nus:
Under allen harten StaͤndenSerm. de
T. CCL.

die ein Chriſt zuuͤberſtehen hat/ iſt kein
mißlicherer/ als der Kampf der
Keuſchheit/ da iſt der Angriff alltaͤg-
lich/ und der Sieg rar und ſelten ꝛc.
Eben diſer ſagt auch merckwuͤrdig:Serm. CC.
XLVIII.

Die Keuſchheit beſtehet nicht eben in
der Ohnbefleckung des Fleiſches/ ſon-
dern auch in der Kleidung und Habit/
in dem Umgehen und den Manieren.

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[207/0255] oder Liebesgſchichten/ ꝛc. Jch weiß gar wol/ daß ſich einige auß- reden wollen/ ſie koͤnnten bey allem keuſch und ehrlich geſinnet/ item von unhochmuͤthigem eingezognem Ge- muͤth ſeyn. Aber wer daͤcht daß ſie Mamelucken der Natur weren/ und under ſo viel fleiſchlichen Eitelkeiten kein fleiſchliche Bewegung fuͤhlten? Sie ſagen mir/ was muß man dann anderſt brauchen/ ſich und andren den Kitzel zuerꝛegen/ wann es nicht offter- wehnte Sachen thun? Ob ſie allein die ſein/ die Feuer in der Schoß ohne Verlezung tragen koͤnnen? Ob ſie meinen der Sieg eines keuſchen Gei- ſtes/ ſeye ſo gar leicht/ daß man alle Avantage verſaumen/ und alle Hin- dernuß zulaſſen darff? Hochverſtaͤn- dig redet hievon der ſelige Auguſti- nus: Under allen harten Staͤnden die ein Chriſt zuuͤberſtehen hat/ iſt kein mißlicherer/ als der Kampf der Keuſchheit/ da iſt der Angriff alltaͤg- lich/ und der Sieg rar und ſelten ꝛc. Eben diſer ſagt auch merckwuͤrdig: Die Keuſchheit beſtehet nicht eben in der Ohnbefleckung des Fleiſches/ ſon- dern auch in der Kleidung und Habit/ in dem Umgehen und den Manieren. Serm. de T. CCL. Serm. CC. XLVIII. Wie

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/255>, abgerufen am 22.11.2024.