Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.Discours von den Rom. schauenden Leib und Glider meisterlichund wollüstig zubewegen wissen. Alle Splendiderie, und Pracht muß in die Wette erfunden und getriben werden/ Comaedien/ Kurzweilen/ Spazieren/ Mahlzeiten/ bunde Conversationen müssen nicht selten seyn/ comple- mentierende Lugen-Schmeicheley muß man vollkomlich ergriffen haben/ Ehre/ Hochheit/ Ueberfluß/ Palläste/ Gepräng/ in Summa/ der Welt ge- fallen/ muß alle Glückselig-und Treff- lichkeit außmachen. Da sag ich/ solten dise Sachen sich zum naturell des Geistlichen Lebens und Christenthums reimen? Solten es nicht vilmehr ohn- erleidliche/ ohnfehlbare Verreitzun- gen Heidnischer Ueppigkeit/ und Epi- curerey seyn? in Pyrrho. CLVII. Als auf ein Zeit ei- und
Diſcours von den Rom. ſchauenden Leib und Glider meiſterlichund wolluͤſtig zubewegen wiſſen. Alle Splendiderie, und Pracht muß in die Wette erfunden und getriben werden/ Comædien/ Kurzweilen/ Spazierẽ/ Mahlzeiten/ bunde Converſationen muͤſſen nicht ſelten ſeyn/ comple- mentierende Lugen-Schmeicheley muß man vollkomlich ergriffen haben/ Ehre/ Hochheit/ Ueberfluß/ Pallaͤſte/ Gepraͤng/ in Summa/ der Welt ge- fallen/ muß alle Gluͤckſelig-und Treff- lichkeit außmachen. Da ſag ich/ ſolten diſe Sachen ſich zum naturell des Geiſtlichen Lebens und Chriſtenthums reimen? Solten es nicht vilmehr ohn- erleidliche/ ohnfehlbare Verꝛeitzun- gen Heidniſcher Ueppigkeit/ und Epi- curerey ſeyn? in Pyrrho. CLVII. Als auf ein Zeit ei- und
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Diſcours von den Rom.
ſchauenden Leib und Glider meiſterlich
und wolluͤſtig zubewegen wiſſen. Alle
Splendiderie, und Pracht muß in die
Wette erfunden und getriben werden/
Comædien/ Kurzweilen/ Spazierẽ/
Mahlzeiten/ bunde Converſationen
muͤſſen nicht ſelten ſeyn/ comple-
mentierende Lugen-Schmeicheley
muß man vollkomlich ergriffen haben/
Ehre/ Hochheit/ Ueberfluß/ Pallaͤſte/
Gepraͤng/ in Summa/ der Welt ge-
fallen/ muß alle Gluͤckſelig-und Treff-
lichkeit außmachen. Da ſag ich/ ſolten
diſe Sachen ſich zum naturell des
Geiſtlichen Lebens und Chriſtenthums
reimen? Solten es nicht vilmehr ohn-
erleidliche/ ohnfehlbare Verꝛeitzun-
gen Heidniſcher Ueppigkeit/ und Epi-
curerey ſeyn?
CLVII. Als auf ein Zeit ei-
ner den Koͤnig Pyrrhum befragt/
welcher ihn der beſſere Spielmann
oder Organiſt bedauchte/ Python,
oder Caphiſias? Antwortete er: Der
Oberſte Polyſperchon. Wollte mit
diſer artigen Antwort zuverſtehen ge-
ben/ daß ihm als einem Soldaten/ und
Fuͤrſten nicht anſtehen wolle/ der Gei-
ger oder Spielleuthe acht zugeben/
und
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