Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite

Discours von den Rom.
Flattierung seiner Sinnlichkeiten zu
dem Port der wahren Vernügung
und Glückseligkeit nicht fortkommet.
Hieron. in
ejus Vita.
Tom. I.
Hilarion erzörnt sich wider sich selbst/
zuschluge seine Brust mit Faust-Strei-
chen/ und wolte gleichsam mit der
strengen Hand den unnützen Gedan-
cken einen Rigel vorstossen. Was?
(sagt er zu seinem Fleifch) du schöner
Esel! Du wilst aufschlagen und Ca-
priol
en machen? Halt ich wils dir
vertreiben/ ich wil dir nicht ein gut
Gersten-Futter vorschütten/ Spreuw
wil ich dir geben/ mit Hunger wil ich
dich plagen/ mit Lästen abmatten/ bey
Hitz und Frost durch rauhes und reines
forttreiben/ daß du mir nach Speiß/
nicht nach reischen Händlen sehnen
sollst. etc.

CLVI. Dise Schärffe lassen
wir zwar in ihrem unbeurtheilten
Werth beruhen/ können aber nicht
umgehen mit seufzender Bedaurung
anzudencken/ wie fehrn der meiste
Hauff under uns damit von dem na-
turell
des wahren/ reinlichen Chri-
stenthums außschreitet/ indem alle
Gemächlichkeiten/ und Belustigun-
gen des Fleisches/ alle Galantereyen

und

Diſcours von den Rom.
Flattierung ſeiner Sinnlichkeiten zu
dem Port der wahren Vernuͤgung
und Gluͤckſeligkeit nicht fortkommet.
Hieron. in
ejus Vita.
Tom. I.
Hilarion erzoͤrnt ſich wider ſich ſelbſt/
zuſchluge ſeine Bruſt mit Fauſt-Strei-
chen/ und wolte gleichſam mit der
ſtrengen Hand den unnuͤtzen Gedan-
cken einen Rigel vorſtoſſen. Was?
(ſagt er zu ſeinem Fleifch) du ſchoͤner
Eſel! Du wilſt aufſchlagen und Ca-
priol
en machen? Halt ich wils dir
vertreiben/ ich wil dir nicht ein gut
Gerſten-Futter vorſchuͤtten/ Spreuw
wil ich dir geben/ mit Hunger wil ich
dich plagen/ mit Laͤſten abmatten/ bey
Hitz und Froſt durch rauhes und reines
forttreiben/ daß du mir nach Speiß/
nicht nach reiſchen Haͤndlen ſehnen
ſollſt. ꝛc.

CLVI. Diſe Schaͤrffe laſſen
wir zwar in ihrem unbeurtheilten
Werth beruhen/ koͤnnen aber nicht
umgehen mit ſeufzender Bedaurung
anzudencken/ wie fehrn der meiſte
Hauff under uns damit von dem na-
turell
des wahren/ reinlichen Chri-
ſtenthums außſchreitet/ indem alle
Gemaͤchlichkeiten/ und Beluſtigun-
gen des Fleiſches/ alle Galantereyen

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0248" n="200"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Di&#x017F;cours</hi><hi rendition="#b">von den</hi><hi rendition="#aq">Rom.</hi></fw><lb/>
Flattierung &#x017F;einer Sinnlichkeiten zu<lb/>
dem Port der wahren Vernu&#x0364;gung<lb/>
und Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit nicht fortkommet.<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Hieron. in<lb/>
ejus Vita.<lb/>
Tom. I.</hi></note><hi rendition="#aq">Hilarion</hi> erzo&#x0364;rnt &#x017F;ich wider &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/<lb/>
zu&#x017F;chluge &#x017F;eine Bru&#x017F;t mit Fau&#x017F;t-Strei-<lb/>
chen/ und wolte gleich&#x017F;am mit der<lb/>
&#x017F;trengen Hand den unnu&#x0364;tzen Gedan-<lb/>
cken einen Rigel vor&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en. Was?<lb/>
(&#x017F;agt er zu &#x017F;einem Fleifch) du &#x017F;cho&#x0364;ner<lb/>
E&#x017F;el! Du wil&#x017F;t auf&#x017F;chlagen und <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
priol</hi>en machen? Halt ich wils dir<lb/>
vertreiben/ ich wil dir nicht ein gut<lb/>
Ger&#x017F;ten-Futter vor&#x017F;chu&#x0364;tten/ Spreuw<lb/>
wil ich dir geben/ mit Hunger wil ich<lb/>
dich plagen/ mit La&#x0364;&#x017F;ten abmatten/ bey<lb/>
Hitz und Fro&#x017F;t durch rauhes und reines<lb/>
forttreiben/ daß du mir nach Speiß/<lb/>
nicht nach rei&#x017F;chen Ha&#x0364;ndlen &#x017F;ehnen<lb/>
&#x017F;oll&#x017F;t. &#xA75B;c.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CLVI.</hi></hi> Di&#x017F;e Scha&#x0364;rffe la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wir zwar in ihrem unbeurtheilten<lb/>
Werth beruhen/ ko&#x0364;nnen aber nicht<lb/>
umgehen mit &#x017F;eufzender Bedaurung<lb/>
anzudencken/ wie fehrn der mei&#x017F;te<lb/>
Hauff under uns damit von dem <hi rendition="#aq">na-<lb/>
turell</hi> des wahren/ reinlichen Chri-<lb/>
&#x017F;tenthums auß&#x017F;chreitet/ indem alle<lb/>
Gema&#x0364;chlichkeiten/ und Belu&#x017F;tigun-<lb/>
gen des Flei&#x017F;ches/ alle <hi rendition="#aq">Galanterey</hi>en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0248] Diſcours von den Rom. Flattierung ſeiner Sinnlichkeiten zu dem Port der wahren Vernuͤgung und Gluͤckſeligkeit nicht fortkommet. Hilarion erzoͤrnt ſich wider ſich ſelbſt/ zuſchluge ſeine Bruſt mit Fauſt-Strei- chen/ und wolte gleichſam mit der ſtrengen Hand den unnuͤtzen Gedan- cken einen Rigel vorſtoſſen. Was? (ſagt er zu ſeinem Fleifch) du ſchoͤner Eſel! Du wilſt aufſchlagen und Ca- priolen machen? Halt ich wils dir vertreiben/ ich wil dir nicht ein gut Gerſten-Futter vorſchuͤtten/ Spreuw wil ich dir geben/ mit Hunger wil ich dich plagen/ mit Laͤſten abmatten/ bey Hitz und Froſt durch rauhes und reines forttreiben/ daß du mir nach Speiß/ nicht nach reiſchen Haͤndlen ſehnen ſollſt. ꝛc. Hieron. in ejus Vita. Tom. I. CLVI. Diſe Schaͤrffe laſſen wir zwar in ihrem unbeurtheilten Werth beruhen/ koͤnnen aber nicht umgehen mit ſeufzender Bedaurung anzudencken/ wie fehrn der meiſte Hauff under uns damit von dem na- turell des wahren/ reinlichen Chri- ſtenthums außſchreitet/ indem alle Gemaͤchlichkeiten/ und Beluſtigun- gen des Fleiſches/ alle Galantereyen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/248
Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/248>, abgerufen am 22.11.2024.