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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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oder Liebesgschichten etc.
müssen. Warum hat es aber Euwer
sonderbare Heiligkeit gelesen? Und
wenn sie es gelesen hat/ warum miß-
gönnt sie es uns? Fürwar ich kan übel
mit dergleichen Richteren zufriden
seyn/ die uns des Martialen Lust-
Sprünge vor der Nasen wegnehmen
wollen/ sie aber vor sich selbst behalten
dörffen! Und (wie man fehrner bey-
thate) muß man bekennen/ daß einigen
der ohnversühnliche Haß wider die
Roman kommen/ erst da sie gelesen/
so vil sie aufbringen können.

CXL. Aber dises verursachte
kein aufhalten. Dann wie die Ro-
man-
Schreiber sich mit Ovidio et-Ovid. in
art.

wan entschuldigen ------ monitis
sum minor ipse meis;
Sie kön-
nen die Liebe besser beschreiben/ als
selbsten treiben/ so muß man auch ih-
ren Widersächeren diß zugut halten.
Wann man nicht Propheten oder
Apostel vorzustellen hat/ so behilfft
man sich klüger der Reglen und Grün-
den/ als der Exemplen. Es ist mancher
in die Bach gefallen/ der drum gute
Fug hat einen andren zuwahrnen/ und
hat diser keine Ursach es nachzuthun.
Und dann ist gewiß/ verständige und

ge-

oder Liebesgſchichten ꝛc.
muͤſſen. Warum hat es aber Euwer
ſonderbare Heiligkeit geleſen? Und
wenn ſie es geleſen hat/ warum miß-
goͤnnt ſie es uns? Fuͤrwar ich kan uͤbel
mit dergleichen Richteren zufriden
ſeyn/ die uns des Martialen Luſt-
Spruͤnge vor der Naſen wegnehmen
wollen/ ſie aber vor ſich ſelbſt behalten
doͤrffen! Und (wie man fehrner bey-
thate) muß man bekennen/ daß einigen
der ohnverſuͤhnliche Haß wider die
Roman kommen/ erſt da ſie geleſen/
ſo vil ſie aufbringen koͤnnen.

CXL. Aber diſes verurſachte
kein aufhalten. Dann wie die Ro-
man-
Schreiber ſich mit Ovidio et-Ovid. in
art.

wan entſchuldigen ------ monitis
ſum minor ipſe meis;
Sie koͤn-
nen die Liebe beſſer beſchreiben/ als
ſelbſten treiben/ ſo muß man auch ih-
ren Widerſaͤcheren diß zugut halten.
Wann man nicht Propheten oder
Apoſtel vorzuſtellen hat/ ſo behilfft
man ſich kluͤger der Reglen und Gruͤn-
den/ als der Exemplen. Es iſt mancher
in die Bach gefallen/ der drum gute
Fug hat einen andren zuwahrnen/ und
hat diſer keine Urſach es nachzuthun.
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[175/0223] oder Liebesgſchichten ꝛc. muͤſſen. Warum hat es aber Euwer ſonderbare Heiligkeit geleſen? Und wenn ſie es geleſen hat/ warum miß- goͤnnt ſie es uns? Fuͤrwar ich kan uͤbel mit dergleichen Richteren zufriden ſeyn/ die uns des Martialen Luſt- Spruͤnge vor der Naſen wegnehmen wollen/ ſie aber vor ſich ſelbſt behalten doͤrffen! Und (wie man fehrner bey- thate) muß man bekennen/ daß einigen der ohnverſuͤhnliche Haß wider die Roman kommen/ erſt da ſie geleſen/ ſo vil ſie aufbringen koͤnnen. CXL. Aber diſes verurſachte kein aufhalten. Dann wie die Ro- man-Schreiber ſich mit Ovidio et- wan entſchuldigen ------ monitis ſum minor ipſe meis; Sie koͤn- nen die Liebe beſſer beſchreiben/ als ſelbſten treiben/ ſo muß man auch ih- ren Widerſaͤcheren diß zugut halten. Wann man nicht Propheten oder Apoſtel vorzuſtellen hat/ ſo behilfft man ſich kluͤger der Reglen und Gruͤn- den/ als der Exemplen. Es iſt mancher in die Bach gefallen/ der drum gute Fug hat einen andren zuwahrnen/ und hat diſer keine Urſach es nachzuthun. Und dann iſt gewiß/ verſtaͤndige und ge- Ovid. in art.

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/223>, abgerufen am 22.11.2024.