Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.Discours von den Rom. est eam, dormivit cum ea, &c. dasHohe Lied Solomons seye eine Vor- stellung einer hefftigen sehnlichen Lie- bes-Passion, mit denen aller-durch- dringendsten Worten. etc. Aber diser Welsch (so entsprach der Widerhall) weißt versichert nicht/ was er sagt/ und verdient nicht daß man hier seint- wegen still halte. Wann die Heil. Schrifft etwan in dem tausendesten Vers/ auß Nöthigkeit/ gleich andren Historien/ etwas dergleichen erzehlen muß/ Lieber was sol dises den gottlosen Romanen helffen/ die ohne alle Noth mit lauter unendlicher Ueppigkeit er- füllt sind? Sucht die H. Schrifft eine Lust bey solchen Materien/ gefallt sie ihr damit/ wil sie wolberedt dabey seyn? Das sind in Wahrheit Läste- rungen eines Menschen/ der ein Bil- gram in der Schrifft ist/ wo nicht ihr Feind; Man weißt wol/ die Wörter sind drum da/ daß man diser Sachen gedencken darff/ aber es hat alles Zeit und Maß: Was das Hohe Lied So- lomons betrifft/ könnt ich sagen/ daß gleichwol in der ersten Christlichen Kirchen Bedencken gemacht worden/ selbiges der Jugend zu freyer Lesung zu-
Diſcours von den Rom. eſt eam, dormivit cum ea, &c. dasHohe Lied Solomons ſeye eine Vor- ſtellung einer hefftigen ſehnlichen Lie- bes-Paſſion, mit denen aller-durch- dringendſten Worten. ꝛc. Aber diſer Welſch (ſo entſprach der Widerhall) weißt verſichert nicht/ was er ſagt/ und verdient nicht daß man hier ſeint- wegen ſtill halte. Wann die Heil. Schrifft etwan in dem tauſendeſten Vers/ auß Noͤthigkeit/ gleich andren Hiſtorien/ etwas dergleichen erzehlen muß/ Lieber was ſol diſes den gottloſen Romanen helffen/ die ohne alle Noth mit lauter unendlicher Ueppigkeit er- fuͤllt ſind? Sucht die H. Schrifft eine Luſt bey ſolchen Materien/ gefallt ſie ihr damit/ wil ſie wolberedt dabey ſeyn? Das ſind in Wahrheit Laͤſte- rungen eines Menſchen/ der ein Bil- gram in der Schrifft iſt/ wo nicht ihr Feind; Man weißt wol/ die Woͤrter ſind drum da/ daß man diſer Sachen gedencken darff/ aber es hat alles Zeit und Maß: Was das Hohe Lied So- lomons betrifft/ koͤnnt ich ſagen/ daß gleichwol in der erſten Chriſtlichen Kirchen Bedencken gemacht worden/ ſelbiges der Jugend zu freyer Leſung zu-
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Diſcours von den Rom.
eſt eam, dormivit cum ea, &c. das
Hohe Lied Solomons ſeye eine Vor-
ſtellung einer hefftigen ſehnlichen Lie-
bes-Paſſion, mit denen aller-durch-
dringendſten Worten. ꝛc. Aber diſer
Welſch (ſo entſprach der Widerhall)
weißt verſichert nicht/ was er ſagt/
und verdient nicht daß man hier ſeint-
wegen ſtill halte. Wann die Heil.
Schrifft etwan in dem tauſendeſten
Vers/ auß Noͤthigkeit/ gleich andren
Hiſtorien/ etwas dergleichen erzehlen
muß/ Lieber was ſol diſes den gottloſen
Romanen helffen/ die ohne alle Noth
mit lauter unendlicher Ueppigkeit er-
fuͤllt ſind? Sucht die H. Schrifft
eine Luſt bey ſolchen Materien/ gefallt
ſie ihr damit/ wil ſie wolberedt dabey
ſeyn? Das ſind in Wahrheit Laͤſte-
rungen eines Menſchen/ der ein Bil-
gram in der Schrifft iſt/ wo nicht ihr
Feind; Man weißt wol/ die Woͤrter
ſind drum da/ daß man diſer Sachen
gedencken darff/ aber es hat alles Zeit
und Maß: Was das Hohe Lied So-
lomons betrifft/ koͤnnt ich ſagen/ daß
gleichwol in der erſten Chriſtlichen
Kirchen Bedencken gemacht worden/
ſelbiges der Jugend zu freyer Leſung
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