Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.Discours von den Rom. chen stylum führe/ daß wol nichtsperfecters, und er bey aller Nachwelt ohnsterblich verrühmt bleiben würde &c. Alß müßte der gute Arminius, oder sein Author, Herr Lohenstein/ der zwar jezo verstorben/ leiden/ daß ein und andre Andung über ihn in specie ergangen: Wann (also flossen die Wort) den Romanen schon nachzusehen wä- re, sollten dises doch bey verständigen weder Arminius noch andre seines gleichen geniessen/ sonder allein die Kürze/ bey denen das ohnschuldige Pa- peir/ die kostbare Stunden/ daß edle Gedächtnuß nicht so kläglich belästi- get und verschwendet werden. Es sollte einer wol etlich mahl die Heil. Bibel durchlesen können/ eh er mit dem grossen und schwähren Arminio zu End kom- met. Er schüttet dem Leser den Kopf so voll/ daß es anders alß zu Nachtheil andrer Studien nicht gedeyen kan. Seine Erzehlungen sind (wie ich ver- meine/ auß Mißverstand der Roman- Gesetzen) so abscheulich verviertheilt/ und an weit entlegne Ohrt zerstreuet/ daß sie das Gemüth ohne greuliche fa- tiques und abschleiffen des Gedecht- nuß nicht zusamen schmiegen kan. LXXV.
Diſcours von den Rom. chen ſtylum fuͤhre/ daß wol nichtsperfecters, und er bey aller Nachwelt ohnſterblich verꝛuͤhmt bleiben wuͤrde &c. Alß muͤßte der gute Arminius, oder ſein Author, Herꝛ Lohenſtein/ der zwar jezo verſtorben/ leiden/ daß ein und andre Andung uͤber ihn in ſpecie ergangen: Wañ (alſo floſſen die Wort) den Romanen ſchon nachzuſehen waͤ- re, ſollten diſes doch bey verſtaͤndigen weder Arminius noch andre ſeines gleichen genieſſen/ ſonder allein die Kuͤrze/ bey denen das ohnſchuldige Pa- peir/ die koſtbare Stunden/ daß edle Gedaͤchtnuß nicht ſo klaͤglich belaͤſti- get und verſchwendet werden. Es ſollte einer wol etlich mahl die Heil. Bibel durchleſen koͤñen/ eh er mit dem groſſen und ſchwaͤhren Arminio zu End kom- met. Er ſchuͤttet dem Leſer den Kopf ſo voll/ daß es anders alß zu Nachtheil andrer Studien nicht gedeyen kan. Seine Erzehlungen ſind (wie ich ver- meine/ auß Mißverſtand der Roman- Geſetzen) ſo abſcheulich verviertheilt/ und an weit entlegne Ohrt zerſtreuet/ daß ſie das Gemuͤth ohne greuliche fa- tiques und abſchleiffen des Gedecht- nuß nicht zuſamen ſchmiegen kan. LXXV.
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Diſcours von den Rom.
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ohnſterblich verꝛuͤhmt bleiben wuͤrde
&c. Alß muͤßte der gute Arminius,
oder ſein Author, Herꝛ Lohenſtein/ der
zwar jezo verſtorben/ leiden/ daß ein
und andre Andung uͤber ihn in ſpecie
ergangen: Wañ (alſo floſſen die Wort)
den Romanen ſchon nachzuſehen waͤ-
re, ſollten diſes doch bey verſtaͤndigen
weder Arminius noch andre ſeines
gleichen genieſſen/ ſonder allein die
Kuͤrze/ bey denen das ohnſchuldige Pa-
peir/ die koſtbare Stunden/ daß edle
Gedaͤchtnuß nicht ſo klaͤglich belaͤſti-
get und verſchwendet werden. Es ſollte
einer wol etlich mahl die Heil. Bibel
durchleſen koͤñen/ eh er mit dem groſſen
und ſchwaͤhren Arminio zu End kom-
met. Er ſchuͤttet dem Leſer den Kopf ſo
voll/ daß es anders alß zu Nachtheil
andrer Studien nicht gedeyen kan.
Seine Erzehlungen ſind (wie ich ver-
meine/ auß Mißverſtand der Roman-
Geſetzen) ſo abſcheulich verviertheilt/
und an weit entlegne Ohrt zerſtreuet/
daß ſie das Gemuͤth ohne greuliche fa-
tiques und abſchleiffen des Gedecht-
nuß nicht zuſamen ſchmiegen kan.
LXXV.
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