Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.oder Liebesgeschichten etc. mahl |sagen/ wenn die Gedancken sovil wehrt seyn/ als die Materi darauff sie fallen/ was ist denn das lesen der Roman-Lügen vor ein ding? wer etwa ein Heyd ist/ und dencken kan die Lügen seyen zu weil so nutzlich und brauchbar/ als die Nießwurtz; oder ei- nen Alcoran, Vedam, Thalmud, und dergleichen fieberische Traume- reyen zum Glaubens-Principio hat/ oder mit manchem Lutheraner befind Schimpf- und Glimpf-Lügen/ haben nicht vil zubedeuten; oder mit den Römisch-Catholischen dencken kan er müste doch den Legenden deferie-Vid. Melc- Canuc. Loc. L. XI. 16. ren/ die nach eigner Bekandnuß lang nicht so wahrhafft auffgesetzt/ als von Laertio die Begegnussen der Philo- lophorum, und sonderlich zuweil Romantisch genug außsehen/ wie also in St. Jörgen Legend die Heydnische Erzehlung von Perseo und Andro- mache versteckt ist etc. dem könte das Roman-lesen nach etlicher massen hingehen; aber wie es dem zustehen könne/ der Profession machen/ daß er auß Warheit seye/ Wahr-1. Ioh. II[I]. 14. Prov. XXIII. 25. heit/ Weißheit/ und Kunst su- chen und kauffen soll/ last sich einmahl nicht begreiffen. oder Liebesgeſchichten ꝛc. mahl |ſagen/ wenn die Gedancken ſovil wehrt ſeyn/ als die Materi darauff ſie fallen/ was iſt denn das leſen der Roman-Luͤgen vor ein ding? wer etwa ein Heyd iſt/ und dencken kan die Luͤgen ſeyen zu weil ſo nutzlich und brauchbar/ als die Nießwurtz; oder ei- nen Alcoran, Vedam, Thalmud, und dergleichen fieberiſche Traume- reyen zum Glaubens-Principio hat/ oder mit manchem Lutheraner befind Schimpf- und Glimpf-Luͤgen/ haben nicht vil zubedeuten; oder mit den Roͤmiſch-Catholiſchen dencken kan er muͤſte doch den Legenden deferie-Vid. Melc- Canuc. Loc. L. XI. 16. ren/ die nach eigner Bekandnuß lang nicht ſo wahrhafft auffgeſetzt/ als von Laërtio die Begegnuſſen der Philo- lophorum, und ſonderlich zuweil Romantiſch genug außſehen/ wie alſo in St. Joͤrgen Legend die Heydniſche Erzehlung von Perſeo und Andro- mache verſteckt iſt ꝛc. dem koͤnte das Roman-leſen nach etlicher maſſen hingehen; aber wie es dem zuſtehen koͤnne/ der Profeſſion machen/ daß er auß Warheit ſeye/ Wahr-1. Ioh. II[I]. 14. Prov. XXIII. 25. heit/ Weißheit/ und Kunſt ſu- chen und kauffen ſoll/ laſt ſich einmahl nicht begreiffen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0123" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">oder Liebesgeſchichten ꝛc.</hi></fw><lb/> mahl |ſagen/ wenn die Gedancken ſo<lb/> vil wehrt ſeyn/ als die Materi darauff<lb/> ſie fallen/ was iſt denn das leſen der<lb/><hi rendition="#aq">Roman-</hi>Luͤgen vor ein ding? wer<lb/> etwa ein Heyd iſt/ und dencken kan die<lb/> Luͤgen ſeyen zu weil ſo nutzlich und<lb/> brauchbar/ als die Nießwurtz; oder ei-<lb/> nen <hi rendition="#aq">Alcoran, Vedam, Thalmud,</hi><lb/> und dergleichen fieberiſche Traume-<lb/> reyen zum Glaubens-<hi rendition="#aq">Principio</hi> hat/<lb/> oder mit manchem <hi rendition="#aq">Lutheran</hi>er befind<lb/> Schimpf- und Glimpf-Luͤgen/ haben<lb/> nicht vil zubedeuten; oder mit den<lb/> Roͤmiſch-Catholiſchen dencken kan er<lb/> muͤſte doch den <hi rendition="#aq">Legend</hi>en <hi rendition="#aq">deferi</hi>e-<note place="right"><hi rendition="#aq">Vid. Melc-<lb/> Canuc.<lb/> Loc. L. XI.</hi><lb/> 16.</note><lb/> ren/ die nach eigner Bekandnuß lang<lb/> nicht ſo wahrhafft auffgeſetzt/ als von<lb/><hi rendition="#aq">Laërtio</hi> die Begegnuſſen der <hi rendition="#aq">Philo-<lb/> lophorum,</hi> und ſonderlich zuweil<lb/><hi rendition="#aq">Romanti</hi>ſch genug außſehen/ wie alſo<lb/> in St. Joͤrgen Legend die Heydniſche<lb/> Erzehlung von <hi rendition="#aq">Perſeo</hi> und <hi rendition="#aq">Andro-<lb/> mache</hi> verſteckt iſt ꝛc. dem koͤnte das<lb/><hi rendition="#aq">Roman-</hi>leſen nach etlicher maſſen<lb/> hingehen; aber wie es dem zuſtehen<lb/> koͤnne/ der <hi rendition="#aq">Profeſſion</hi> machen/ <hi rendition="#fr">daß<lb/> er auß Warheit ſeye/ Wahr-</hi><note place="right">1. <hi rendition="#aq">Ioh. II<supplied>I</supplied>.<lb/> 14. Prov.<lb/> XXIII.</hi> 25.</note><lb/><hi rendition="#fr">heit/ Weißheit/ und Kunſt ſu-<lb/> chen und kauffen ſoll/</hi> laſt ſich<lb/> einmahl nicht begreiffen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [75/0123]
oder Liebesgeſchichten ꝛc.
mahl |ſagen/ wenn die Gedancken ſo
vil wehrt ſeyn/ als die Materi darauff
ſie fallen/ was iſt denn das leſen der
Roman-Luͤgen vor ein ding? wer
etwa ein Heyd iſt/ und dencken kan die
Luͤgen ſeyen zu weil ſo nutzlich und
brauchbar/ als die Nießwurtz; oder ei-
nen Alcoran, Vedam, Thalmud,
und dergleichen fieberiſche Traume-
reyen zum Glaubens-Principio hat/
oder mit manchem Lutheraner befind
Schimpf- und Glimpf-Luͤgen/ haben
nicht vil zubedeuten; oder mit den
Roͤmiſch-Catholiſchen dencken kan er
muͤſte doch den Legenden deferie-
ren/ die nach eigner Bekandnuß lang
nicht ſo wahrhafft auffgeſetzt/ als von
Laërtio die Begegnuſſen der Philo-
lophorum, und ſonderlich zuweil
Romantiſch genug außſehen/ wie alſo
in St. Joͤrgen Legend die Heydniſche
Erzehlung von Perſeo und Andro-
mache verſteckt iſt ꝛc. dem koͤnte das
Roman-leſen nach etlicher maſſen
hingehen; aber wie es dem zuſtehen
koͤnne/ der Profeſſion machen/ daß
er auß Warheit ſeye/ Wahr-
heit/ Weißheit/ und Kunſt ſu-
chen und kauffen ſoll/ laſt ſich
einmahl nicht begreiffen.
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14. Prov.
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