Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.Discours von den Rom. schlechtes Contentement heraußkommen/ wann ich die Gnad habe bey jeder Romantischen Erzehlung zuge- dencken: Ey da! was lese ich hier? worüber verwundere/ la- che/ traure/ seufftze ich? über eines andren Traum und Phan- tasien! über Sachen/ die niemahl in der Welt geschehen/ und mich zum Thoren zumachen erdacht seyn! warum laß ich mir einen andren traumen|/ und traume mir nicht franco selbst? etc. Also solte billich alles Contentement manglen/ nicht aber eine vernünfftige Beschämung. Denn seyn uns nicht die Lügen verbotten/ und zwar nicht eben Apocal. XXII. 15.die wir thun/ sonder auch Die Wir Lieb Haben? Seyn uns nicht die Fablen mißrathen/ und zwar mit 1. Tim. IV. 7. &. c. l. 4.Nammen die ohngeistliche/ Altvettel- sche/ unendliche Fablen/ wie sie die Romans seyn? LXI. Allein daran denckt nie- Wand
Diſcours von den Rom. ſchlechtes Contentement heraußkommen/ wann ich die Gnad habe bey jeder Romantiſchen Erzehlung zuge- dencken: Ey da! was leſe ich hier? woruͤber verwundere/ la- che/ traure/ ſeufftze ich? uͤber eines andren Traum und Phan- taſien! uͤber Sachen/ die niemahl in der Welt geſchehen/ und mich zum Thoren zumachen erdacht ſeyn! warum laß ich mir einen andren traumen|/ und traume mir nicht francò ſelbſt? ꝛc. Alſo ſolte billich alles Contentement manglen/ nicht aber eine vernuͤnfftige Beſchaͤmung. Denn ſeyn uns nicht die Luͤgen verbotten/ und zwar nicht eben Apocal. XXII. 15.die wir thun/ ſonder auch Die Wir Lieb Haben? Seyn uns nicht die Fablen mißrathen/ und zwar mit 1. Tim. IV. 7. &. c. l. 4.Nammen die ohngeiſtliche/ Altvettel- ſche/ unendliche Fablen/ wie ſie die Romans ſeyn? LXI. Allein daran denckt nie- Wand
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Diſcours von den Rom.
ſchlechtes Contentement herauß
kommen/ wann ich die Gnad habe bey
jeder Romantiſchen Erzehlung zuge-
dencken: Ey da! was leſe ich
hier? woruͤber verwundere/ la-
che/ traure/ ſeufftze ich? uͤber
eines andren Traum und Phan-
taſien! uͤber Sachen/ die niemahl
in der Welt geſchehen/ und mich
zum Thoren zumachen erdacht
ſeyn! warum laß ich mir einen
andren traumen|/ und traume
mir nicht francò ſelbſt? ꝛc. Alſo
ſolte billich alles Contentement
manglen/ nicht aber eine vernuͤnfftige
Beſchaͤmung. Denn ſeyn uns nicht die
Luͤgen verbotten/ und zwar nicht eben
die wir thun/ ſonder auch Die Wir
Lieb Haben? Seyn uns nicht
die Fablen mißrathen/ und zwar mit
Nammen die ohngeiſtliche/ Altvettel-
ſche/ unendliche Fablen/ wie ſie die
Romans ſeyn?
Apocal.
XXII. 15.
1. Tim. IV.
7. &. c. l. 4.
LXI. Allein daran denckt nie-
mand/ wenn er ſie ſo begirlich liſet:
Jch kan nicht anderſt befinden und ge-
wahren/ als das man alles wahr glau-
bet. Man wird jennen Narꝛen gleich/
der da er ein Hirſchen-Geweyh an der
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