Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.Rom. oder Liebesgeschichten/ etc. Denn es ist versichert in disem anmü-tigen Zuruff kein Wort/ daß nicht ein richtiges Oppositum unsrer Roma- nen sey. An statt der Apostel die War- heit recommendiert/ so seyn die Ro- man ein lauterer Lugen-Kram/ sie sa- gen der habe einen Riesen umgebracht/ der doch selbst nie gelebt. An statt Pau- lus die Ehrbarkeit beliebet/ beschreiben dise die Brüst der Weiber. An statt er gerecht zuseyn befihlet/ loben dise die Mörder und Zweykämpffer. An statt er Reinigkeit (Keuschheit) rathet/ seyn dise mit Buhler-Sachen erfüllet. An statt er lieblich oder liebreich seyn heist/ lehren dise zum eyfersüchtigen Wurm werden. An statt er insinuiert/ was wol lautet/ lehren die zu einem Sack voll Aschen sagen: O du voll- komneste Tugend-Göttin! O du über-marcipanter Engel! An statt ihm Tugend gefellt/ beschrei- ben sie dise als eine Thörin. An statt Paulus zu loblichen Dingen anfri- schen will/ lehren die Romans lefflen/ und dantzen/ und zu den Hinderthürl einschlieffen/ und der Weiber Fuß- lumpen werden. Da kan man die Rechnung leicht schliessen/ wenn/ nach dem
Rom. oder Liebesgeſchichten/ ꝛc. Denn es iſt verſichert in diſem anmuͤ-tigen Zuruff kein Wort/ daß nicht ein richtiges Oppoſitum unſrer Roma- nen ſey. An ſtatt der Apoſtel die War- heit recommendiert/ ſo ſeyn die Ro- man ein lauterer Lugen-Kram/ ſie ſa- gen der habe einẽ Rieſen umgebracht/ der doch ſelbſt nie gelebt. An ſtatt Pau- lus die Ehrbarkeit beliebet/ beſchreiben diſe die Bruͤſt der Weiber. An ſtatt er gerecht zuſeyn befihlet/ loben diſe die Moͤrder und Zweykaͤmpffer. An ſtatt er Reinigkeit (Keuſchheit) rathet/ ſeyn diſe mit Buhler-Sachen erfuͤllet. An ſtatt er lieblich oder liebreich ſeyn heiſt/ lehren diſe zum eyferſuͤchtigen Wurm werdẽ. An ſtatt er inſinuiert/ was wol lautet/ lehren die zu einem Sack voll Aſchen ſagen: O du voll- komneſte Tugend-Goͤttin! O du uͤber-marcipanter Engel! An ſtatt ihm Tugend gefellt/ beſchrei- ben ſie diſe als eine Thoͤrin. An ſtatt Paulus zu loblichen Dingen anfri- ſchen will/ lehren die Romans lefflen/ und dantzen/ und zu den Hinderthuͤrl einſchlieffen/ und der Weiber Fuß- lumpen werden. Da kan man die Rechnung leicht ſchlieſſen/ wenn/ nach dem
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Rom. oder Liebesgeſchichten/ ꝛc.
Denn es iſt verſichert in diſem anmuͤ-
tigen Zuruff kein Wort/ daß nicht ein
richtiges Oppoſitum unſrer Roma-
nen ſey. An ſtatt der Apoſtel die War-
heit recommendiert/ ſo ſeyn die Ro-
man ein lauterer Lugen-Kram/ ſie ſa-
gen der habe einẽ Rieſen umgebracht/
der doch ſelbſt nie gelebt. An ſtatt Pau-
lus die Ehrbarkeit beliebet/ beſchreiben
diſe die Bruͤſt der Weiber. An ſtatt er
gerecht zuſeyn befihlet/ loben diſe die
Moͤrder und Zweykaͤmpffer. An ſtatt
er Reinigkeit (Keuſchheit) rathet/
ſeyn diſe mit Buhler-Sachen erfuͤllet.
An ſtatt er lieblich oder liebreich ſeyn
heiſt/ lehren diſe zum eyferſuͤchtigen
Wurm werdẽ. An ſtatt er inſinuiert/
was wol lautet/ lehren die zu einem
Sack voll Aſchen ſagen: O du voll-
komneſte Tugend-Goͤttin! O
du uͤber-marcipanter Engel!
An ſtatt ihm Tugend gefellt/ beſchrei-
ben ſie diſe als eine Thoͤrin. An ſtatt
Paulus zu loblichen Dingen anfri-
ſchen will/ lehren die Romans lefflen/
und dantzen/ und zu den Hinderthuͤrl
einſchlieffen/ und der Weiber Fuß-
lumpen werden. Da kan man die
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