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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Rom. oder Liebesgschichten/ etc.
und beweglich/ daß man wol abnimmet/
es kitzle die liebe Herren selbst/ und thu
ihnen wol davon zureden/ wie dort der
Poet sagt:

Ausonius
Epist.
16.

Possum absolute dicere,
Sed dulcius circum loquar,
Diuque fando perfruar.

Das ist:

Jch könt in einem Zungen-
schwang
Was ich will sagen/ sagen:
Doch mach ich lieber etwas
lang/
Es gibt mir süß behagen.

Daß man einen keusch glaube/ müssen
alle seine Reden keusch lauten/ daß
man ihn anderst besorg/ ist genug/ wenn
er sich mehrmahl vergist.

XLVIII. Es geben gleichwol
keine Roman-Dichter so kräfftige
Sittenlehren/ und Schreck-erinnerun-
gen wider die Unkeuschheit/ und andre
Laster/ als etwa ein Pythagoras, So-
crates, Plato, Solon, Diogenes,
Xenocrates, Demosthenes, Hora-
Ovid. L.
II. Trist.

tius, Ovidius, der sonderbahr damit
gepocht/ daß er von den Hilffmittlen
wider die Liebe geschriben: aber wer

ihnen
D v

Rom. oder Liebesgſchichten/ ꝛc.
und beweglich/ daß man wol abnim̃et/
es kitzle die liebe Herꝛen ſelbſt/ und thu
ihnen wol davon zureden/ wie dort der
Poet ſagt:

Auſonius
Epiſt.
16.

Poſſum abſolutè dicere,
Sed dulciùs circum loquar,
Diuq́ue fando perfruar.

Das iſt:

Jch koͤnt in einem Zungen-
ſchwang
Was ich will ſagen/ ſagen:
Doch mach ich lieber etwas
lang/
Es gibt mir ſuͤß behagen.

Daß man einen keuſch glaube/ muͤſſen
alle ſeine Reden keuſch lauten/ daß
man ihn anderſt beſorg/ iſt genug/ weñ
er ſich mehrmahl vergiſt.

XLVIII. Es geben gleichwol
keine Roman-Dichter ſo kraͤfftige
Sittenlehren/ und Schreck-eriñerun-
gen wider die Unkeuſchheit/ und andre
Laſter/ als etwa ein Pythagoras, So-
crates, Plato, Solon, Diogenes,
Xenocrates, Demoſthenes, Hora-
Ovid. L.
II. Triſt.

tius, Ovidius, der ſonderbahr damit
gepocht/ daß er von den Hilffmittlen
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ihnen
D v
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[57/0105] Rom. oder Liebesgſchichten/ ꝛc. und beweglich/ daß man wol abnim̃et/ es kitzle die liebe Herꝛen ſelbſt/ und thu ihnen wol davon zureden/ wie dort der Poet ſagt: Poſſum abſolutè dicere, Sed dulciùs circum loquar, Diuq́ue fando perfruar. Das iſt: Jch koͤnt in einem Zungen- ſchwang Was ich will ſagen/ ſagen: Doch mach ich lieber etwas lang/ Es gibt mir ſuͤß behagen. Daß man einen keuſch glaube/ muͤſſen alle ſeine Reden keuſch lauten/ daß man ihn anderſt beſorg/ iſt genug/ weñ er ſich mehrmahl vergiſt. XLVIII. Es geben gleichwol keine Roman-Dichter ſo kraͤfftige Sittenlehren/ und Schreck-eriñerun- gen wider die Unkeuſchheit/ und andre Laſter/ als etwa ein Pythagoras, So- crates, Plato, Solon, Diogenes, Xenocrates, Demoſthenes, Hora- tius, Ovidius, der ſonderbahr damit gepocht/ daß er von den Hilffmittlen wider die Liebe geſchriben: aber wer ihnen Ovid. L. II. Triſt. D v

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/105>, abgerufen am 22.11.2024.