Formell kann das Gesagte so ausgedrückt werden, dass die Natur des Urtheils oder Sat- zes überhaupt, die den Unterschied des Sub- jects und Prädicats in sich schliesst, durch den speculativen Satz zerstört wird, und der iden- tische Satz, zu dem der erstere wird, den Ge- genstoss zu jenem Verhältnisse enthält. -- Die- ser Conflict der Form eines Satzes überhaupt, und der sie zerstörenden Einheit des Begriffs ist dem ähnlich, der im Rythmus zwischen dem M[e]trum und dem Accente statt findet. Der Rythmus resultirt aus der schwebenden Mitte und Vereinigung beyder. So soll auch im philo- sophischen Satze die Identität des Subjects und Prädicats den Unterschied derselben, den die Form des Satzes ausdrückt, nicht vernichten, sondern ihre Einheit als eine Harmonie her- vorgehen. Die Form des Satzes ist die Erschei- nung des bestimmten Sinnes oder der Accent, der seine Erfüllung unterscheidet; dass aber das Prädicat die Substanz ausdrückt, und das Sub- ject selbst ins Allgemeine fällt, ist die Einheit, worin jener Accent verklingt.
Um das gesagte durch Beyspiele zu erläu- tern, so ist in dem Satz; Gott ist das Seyn, das Prädicat das Seyn; es hat substantielle Bedeu- tung, in der das Subject zerfliesst. Seyn soll
Formell kann das Gesagte so ausgedrückt werden, daſs die Natur des Urtheils oder Sat- zes überhaupt, die den Unterschied des Sub- jects und Prädicats in sich schlieſst, durch den speculativen Satz zerstört wird, und der iden- tische Satz, zu dem der erstere wird, den Ge- genstoſs zu jenem Verhältniſſe enthält. — Die- ser Conflict der Form eines Satzes überhaupt, und der sie zerstörenden Einheit des Begriffs ist dem ähnlich, der im Rythmus zwischen dem M[e]trum und dem Accente statt findet. Der Rythmus resultirt aus der schwebenden Mitte und Vereinigung beyder. So soll auch im philo- sophischen Satze die Identität des Subjects und Prädicats den Unterschied derselben, den die Form des Satzes ausdrückt, nicht vernichten, sondern ihre Einheit als eine Harmonie her- vorgehen. Die Form des Satzes ist die Erschei- nung des bestimmten Sinnes oder der Accent, der seine Erfüllung unterscheidet; daſs aber das Prädicat die Substanz ausdrückt, und das Sub- ject selbst ins Allgemeine fällt, ist die Einheit, worin jener Accent verklingt.
Um das gesagte durch Beyspiele zu erläu- tern, so ist in dem Satz; Gott ist das Seyn, das Prädicat das Seyn; es hat substantielle Bedeu- tung, in der das Subject zerflieſst. Seyn soll
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[LXXVII/0092]
Formell kann das Gesagte so ausgedrückt
werden, daſs die Natur des Urtheils oder Sat-
zes überhaupt, die den Unterschied des Sub-
jects und Prädicats in sich schlieſst, durch den
speculativen Satz zerstört wird, und der iden-
tische Satz, zu dem der erstere wird, den Ge-
genstoſs zu jenem Verhältniſſe enthält. — Die-
ser Conflict der Form eines Satzes überhaupt,
und der sie zerstörenden Einheit des Begriffs ist
dem ähnlich, der im Rythmus zwischen dem
Metrum und dem Accente statt findet. Der
Rythmus resultirt aus der schwebenden Mitte
und Vereinigung beyder. So soll auch im philo-
sophischen Satze die Identität des Subjects und
Prädicats den Unterschied derselben, den die
Form des Satzes ausdrückt, nicht vernichten,
sondern ihre Einheit als eine Harmonie her-
vorgehen. Die Form des Satzes ist die Erschei-
nung des bestimmten Sinnes oder der Accent,
der seine Erfüllung unterscheidet; daſs aber das
Prädicat die Substanz ausdrückt, und das Sub-
ject selbst ins Allgemeine fällt, ist die Einheit,
worin jener Accent verklingt.
Um das gesagte durch Beyspiele zu erläu-
tern, so ist in dem Satz; Gott ist das Seyn, das
Prädicat das Seyn; es hat substantielle Bedeu-
tung, in der das Subject zerflieſst. Seyn soll
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. LXXVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/92>, abgerufen am 25.11.2024.
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