Vom Subjecte anfangend, als ob dieses zum Grunde liegen bliebe, findet es, indem das Prä- dicat vielmehr die Substanz ist, das Subject zum Prädicat übergegangen und hiemit aufge- hoben; und indem so das, was Prädicat zu seyn scheint, zur ganzen und selbstständigen Masse geworden, kann das Denken nicht frey herumirren, sondern ist durch diese Schwere aufgehalten. -- Sonst ist zuerst das Subject als das gegenständliche fixe Selbst zu Grunde ge- legt; von hier aus geht die nothwendige Bewe- gung zur Mannichfaltigkeit der Bestimmungen oder der Prädicate fort; hier tritt an die Stelle jenes Subjects das wissende Ich selbst ein, und ist das Verknüpfen der Prädicate und das sie haltende Subject. Indem aber jenes erste Sub- ject in die Bestimmungen selbst eingeht und ihre Seele ist, findet das zweyte Subject, nem- lich das wissende, jenes, mit dem es schon fer- tig seyn und worüber hinaus es in sich zu- rückgehen will, noch im Prädicate vor, und statt in dem Bewegen des Prädicats das Thu- ende, als Räsonniren, ob jenem diss oder jenes Prädicat beyzulegen wäre, seyn zu können, hat es vielmehr mit dem Selbst des Inhalts noch zu thun, soll nicht für sich, sondern mit die- sem zusammenseyn.
Vom Subjecte anfangend, als ob dieses zum Grunde liegen bliebe, findet es, indem das Prä- dicat vielmehr die Substanz ist, das Subject zum Prädicat übergegangen und hiemit aufge- hoben; und indem so das, was Prädicat zu seyn scheint, zur ganzen und selbstständigen Maſſe geworden, kann das Denken nicht frey herumirren, sondern ist durch diese Schwere aufgehalten. — Sonst ist zuerst das Subject als das gegenſtändliche fixe Selbst zu Grunde ge- legt; von hier aus geht die nothwendige Bewe- gung zur Mannichfaltigkeit der Bestimmungen oder der Prädicate fort; hier tritt an die Stelle jenes Subjects das wiſſende Ich selbst ein, und ist das Verknüpfen der Prädicate und das sie haltende Subject. Indem aber jenes erste Sub- ject in die Bestimmungen selbst eingeht und ihre Seele ist, findet das zweyte Subject, nem- lich das wiſſende, jenes, mit dem es schon fer- tig seyn und worüber hinaus es in sich zu- rückgehen will, noch im Prädicate vor, und statt in dem Bewegen des Prädicats das Thu- ende, als Räsonniren, ob jenem diſs oder jenes Prädicat beyzulegen wäre, seyn zu können, hat es vielmehr mit dem Selbst des Inhalts noch zu thun, soll nicht für sich, sondern mit die- sem zusammenseyn.
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[LXXVI/0091]
Vom Subjecte anfangend, als ob dieses zum
Grunde liegen bliebe, findet es, indem das Prä-
dicat vielmehr die Substanz ist, das Subject
zum Prädicat übergegangen und hiemit aufge-
hoben; und indem so das, was Prädicat zu
seyn scheint, zur ganzen und selbstständigen
Maſſe geworden, kann das Denken nicht frey
herumirren, sondern ist durch diese Schwere
aufgehalten. — Sonst ist zuerst das Subject als
das gegenſtändliche fixe Selbst zu Grunde ge-
legt; von hier aus geht die nothwendige Bewe-
gung zur Mannichfaltigkeit der Bestimmungen
oder der Prädicate fort; hier tritt an die Stelle
jenes Subjects das wiſſende Ich selbst ein, und
ist das Verknüpfen der Prädicate und das sie
haltende Subject. Indem aber jenes erste Sub-
ject in die Bestimmungen selbst eingeht und
ihre Seele ist, findet das zweyte Subject, nem-
lich das wiſſende, jenes, mit dem es schon fer-
tig seyn und worüber hinaus es in sich zu-
rückgehen will, noch im Prädicate vor, und
statt in dem Bewegen des Prädicats das Thu-
ende, als Räsonniren, ob jenem diſs oder jenes
Prädicat beyzulegen wäre, seyn zu können, hat
es vielmehr mit dem Selbst des Inhalts noch
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. LXXVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/91>, abgerufen am 24.11.2024.
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